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An
den hochwohllöblichen Dekan der
imperialen Magierakademie zu AnkoraGahn
Hochmeister Likuit
Eine Zweitschrift ergeht an den Reichsritter Bruder Fulcrum Alarich Gletscherherz
zur Kenntnisnahme
Offizieller Bericht zu den Vorkommnissen während einer Erkundungsmission im Auftrag der Akademie
Werte Herren,
aufgrund der Tatsache, dass erhebliche Gefahr für das Imperium im Verzug ist, verzeiht meinen ausführlichen Bericht, doch ist erst mit der Kenntnis aller Umstände die Beurteilung der ernstlichen Lage vollends möglich!
Mit einer mehrköpfigen, illustren Schar ausländischer Gäste waren meine Schwester und ich, nicht zuletzt auf Bitte der Akademie, zu einer Erkundungsreise am gestrigen Tage in den Schattenwald Richtung Norden aufgebrochen.
Wir waren doch nicht allzu lange auf der alten Handelsstraße unterwegs, als uns eine große Gruppe von bewaffneten, weißgesichtigen Gestalten den Weg verstellte. Trotz unserer Ansprache gaben diese den Weg nicht frei und provozierten so eine Auseinandersetzung.
Nachdem unsere Gäste aus dem fernen Danglar festgestellt hatten, dass es sich bei den ersten niedergeschlagenen Gegnern nicht, wie zuvor befürchtet, um Schattenwesen handelte, sondern um maskierte und schrecklich mutierte Menschen, die einen finsteren Kult dienten, nahmen wir den Kampf auf. Doch zu unserem Entsetzen verfügten die Götzendiener über unheilige Waffen, welche Eis- und Kälteschäden verursachten. Es ist Týra Fleischweber und ihrer vorzüglichen Kenntnis der Kräuterkunde zu verdanken, dass mit Hilfe von Feuerblumen die schlimmsten Verwundungen behandelt werden konnten.
Auf dem weiteren Weg gelang es unserer Gruppe, eine im Wald verirrte junge Schreibgehilfin der Akademie vor weiteren Kultisten zu erretten. Das Mädchen berichtete, dass sie in Begleitung des Archivars Baldigur Kugelrund der Akademie unterwegs nach Karan war, als sie sich plötzlich dieser neuen Plage der Handelsstraße ausgesetzt sah. Ihr gelang die Flucht, doch wurde sie von ihrem Dienstherren getrennt, der in den Wäldern jetzt als vermisst galt.
Als uns der weitere Weg tiefer in den Schattenwald führte, stießen wir auf diesen Gelehrten, der sich dem Zugriff der weißen Gestalten entziehen konnte. Doch begann mit diesem Mann, der bei euch in der Akademie offenbar schon lange ein falsches Spiel getrieben haben musste, erst unser großes Unglück.
Aber der Reihe nach. Besagter Archivar erzählte uns, dass er wichtige Schriftstücke nach Karan zu transportieren hätte. Unter anderem einen in Buchform verfassten Bericht über die Bekämpfung eines Kultistengolems durch eine Gardeeinheit des ankoragahnischen Imperiums. Dieses gelang seinerzeit durch den Einsatz einer legendären Waffe, welche dem Helden Valen Kalandar zugeschrieben wurde, die
aber seit besagtem Sieg als verloren galt. Des Weiteren wurde in diesem offiziellen Schreiben aufgefordert derlei Artefakte ausfindig zu machen. Leider waren die gemachten Angaben nicht sonderlich genau, wurden aber blumig von Archivar ausgeschmückt.
Im Verlauf der Reise begegneten uns zwei Zwerge, welche sich ebenfalls schon gegen die Weißgesichter zur Wehr setzen mussten und so eine willkommene Verstärkung der Reisegesellschaft darstellten. Da sich nun immer mehr Hinweise fanden, welche daraufhin deuteten, dass das erneute Auftauchen so vieler Kultisten mit dem Golem und der gesuchten Waffe zu tun haben musste, begannen wir, die Wälder nach der Lagerstatt dieser Götzenanbeter abzusuchen. Die Sonne begann sich bereits langsam auf die Spitzen der Bäume abzusenken, als uns ein Krempel-Spinnennetz den Weg verlegte, dass quer durch den Wald gespannt war. An dieser Stelle sei nur kurz erwähnt, dass Dietmar, der neue Knappe des Ritters Flucrum, seinen Übermut fast mit dem Leben bezahlt hätte und auch die restliche Truppe von verschiedenen, geradezu beängstigenden Kreaturen angefallen wurde. Der unerschrockene Einsatz der Ritterin Dorothea von Spenge gegen ein gepanzertes Untier sei hier kurz erwähnt. Nach einer kurzen Rast, in der die schlimmsten Wunden behandelt wurden führte uns der Weg immer tiefer in den Wald und als bereits die Dämmerung einsetzte, gelang es den scharfen Augen der Elfe Liadain die unheilige Kultstätte ausfindig zu machen. In einem letzten, entscheidenden Schlag gelang es uns, den Platz einzunehmen und mühevoll einen Schrein zu zerstören. Nach kurzer Suche wurden wir auch der legendären Waffe, eines mächtigen Dolches, den ein normaler Mann nur als Schwert hätte führen können, ansichtig, welche im Boden steckte.
Jetzt wähnten wir uns schon unserer Sache mehr als sicher und dachten bereits an eine ehrenvolle Rückkehr… als plötzlich alles aus dem Ruder lief!
Und wie wir noch überlegten, wer den nun an dem Griff der Waffe ziehen sollte, wurden wir von einem Trupp zum Lager heimkehrender Kultisten attackiert. Zeitgleich zog der Archivar plötzlich die Waffe aus dem Boden, welcher in diesem Moment in Bewegung geriet. Bei Ursus… die Waffe war nichts anderes als ein Nagel, welcher den riesigen Golem im Boden verankert hielt! Die panischen Rufe, er solle das Schwert zurück in seine alte Position rammen, verhallten im aufkommenden Kampfgetümmel. Doch die schlimmste Erkenntnis sollte uns jetzt erst aufgehen. Niemand wollte sich dem über drei Schritte großen Kultistengolem in den Weg stellen… warteten doch alle auf den Einsatz der legendären Waffe. Alle Augen suchten den Archivar… und mussten später mit Schrecken den Bericht vom Knappen der Ritterin Von Spenge hören, dass dieser verdammte Gelehrte sich die Waffe unrechtmäßig angeeignet hatte und beinahe unbemerkt mit ihr geflohen war! Erst jetzt merkten wir, wie wir auf schändlichste Weise hintergangen worden waren.
Werte Herren,
dieser Golem stellt für das Imperium eine erhebliche Gefahr dar.
Ich erbitte daher umgehend Mittel, Ausrüstung und Gelegenheit, um eine schlagkräftige Gruppe zusammenstellen zu dürfen. Unverzüglich muß der verräterische Archivar Kugelrund festgesetzt, die gestohlene Waffe Valen Kalandars sichergestellt und damit der Golem unschädlich gemacht werden.
Hochachtungsvoll
Rafael von Bärheim
PS.
Eine kleine Landkarte über den erkundeten Abschnitt des Schattenwaldes geht euch in Kürze zu.