Auf nackten Sohlen

  • Man sagt, dass lange Zeiten des Fastens den Geist öffnen und die Erkenntnis des Göttlichen vorbereiten. Wir wissen nicht, wie lange Bruder Freyfusz ohne Speise und Trank unterwegs war. Doch sein Körper ist am Ende seiner Kräfte. Allein sein Geist hielt ihn die letzten Schritte noch aufrecht.


    Im letzten Augenblick vor der Ohnmacht sind die Gedanken unverfälscht und rein, und in diesem Moment bricht die Sonne zum ersten Mal an diesem Tag durch die Wolkendecke. Ihre hellen Strahlen fallen auf die Südwestseite des Berges auf einen schneebedeckten Hang, während die Felswand neben dem Gletscherhang in tiefstem Schatten versinkt.


    Schließlich finden die vom Schneebrett reflektierten Strahlen ihren Weg durch den runden Lichtschacht in die Grabstätte der Heiligen Adelgunde. Bruder Freyfusz blickt auf, sieht durch die Waage im Fenstergitter auf den Berg: links blendendes Weiß und rechts - ohne jeglichen Übergang - tiefstes Schwarz. Sind es Bruder Freyfusz' Gedanken oder Eingebungen der Göttin? Sie formen sich in seinem Kopf: "Hel, Weiß und Schwarz, Leben und Tod, tertium non datur."


    Dann vergeht der Moment der Erkenntnis, die Sonne verschwindet wieder hinter den Wolken und Bruder Freyfusz wird schwarz vor Augen. Luther, der an der Tür lauscht, vernimmt einen dumpfen Schlag.

    Bruder Xaver - Priester der Hel
    Fähnrich Karl der Köhler - Veteranengardist der VI.III.III

  • Luther der durch den Spalt zugesehen hatte wie sich der Mönch hinkniete wurde stutzig als dieser schon eine halbe Stunde ohne jedwede Bewegung dort verharrte. Plötzlich fiel der Mönch einfach nach rechts um , dies war Luthers Stichwort er ging langsam in den Raum verbeugte sich vor dem Grabstein murmelte ein Gebet und hievte den Mönch auf seine Schultern. Kurze Zeit später erschien er schwer atmend in einem Krankenzimmer:“ Der Erzpriester befahl mir ihn zu euch zu bringen Brüder, ich denke er benötigt nur etwas schlaf und was zwischen die Zähne aber das werdet ihr besser wissen“ mit diesen Worten übergab er Bruder Fryfus in die Obhut der Heiler. Danach ging er eilig wieder zum Zimmer des Boten und klopfte an.

    Dietmar von Wolfsbrück DER Knappe :orkcool:
    Buris Hartwinter "medved' bol'shoj! "


    Reiner Büttler Gardist und ehmaliger Metzger " Der Imperator liebt die Mutigen !! "

  • Erst nach sehr langer Zeit -es mögen Stunden oder gar Tage sein- erwacht Freyfusz auf einem Bett im Krankenzimmer. Niemand ist da. Als er seinen Dämmerzustand abgeschüttelt hat fällt ihm erst wieder ein, wo er sich befindet. Bekleidet ist er nur noch mit seinem langen Leibhemd, daß ihm immer als Nachthemd dient, aber während er schlief hat ihm wohl jemand ein sauberes Gewand auf einen Stuhl neben dem Bett gelegt. Also schlüpft er in die nunmehr schwarz-weisse Kutte, zieht sich die Gugel über den Kopf und wäscht sich kurz das Gesicht bei einer Waschschüssel. Als er mit seinen Zehen gegen sie stößt merkt er, daß man ihm wohl auch Schuhe dazugegeben hat, allerdings läßt er diese stehen und verläßt auf wie immer nackten Füßen den Raum.
    Irgendwo in diesem Tempel müßte er ja einem vertrauten Gesicht begegnen können. Dem Novizen Luther, Andos vielleicht... oder Vater Luitgard.

  • Vater Luitgard steht in der Krypta der Heiligen Adelgunde. Lange betrachtet er das Grab mit der wiedergefundenen Grabplatte. Dann tritt er im Schein der Öllampe an das Lesepult und schlägt das Buch auf. Sein Blick fällt auf die ersten Seite der "Gesammelten Legenden der Heiligen Adelgunde".
    Nicht zum ersten Mal liest er, wie es sich mit ihrer Berufung verhielt, als sie ziellos und von den Menschen und Göttern verzweifelt durch Karan gezogen war. Wie sich an einer Wegkreuzung die Göttin selbst zu ihr gesellt hatte, sie sie aber erst Tage später an diesem Ort, an dem später der Tempel errichtet worden ist, erkannt hatte.
    Vater Luitgard blättert weiter. Verschiedene Legenden füllen die Seiten. Schließlich beginnt er wieder zu lesen. "Die Berufung Bruder Luitgards" ist die Legende überschrieben. Er liest und erinnert sich an die Erlebnisse vor über vierzig Jahren. Schließlich blättert er weiter, bis er auf die erste unbeschriebene Seite stößt. Er greift in seine Tasche, entnimmt Tintenfass und Feder und beginnt zu schreiben: "Bruder Freyfusz erkennt den Namen der Göttin ..."


    Später beschließt der Rat der Priester, Bruder Freyfusz als Mönch in den Orden aufzunehmen. Anstelle der sonst üblichen Prüfung wird er beauftragt, sich der Expedition nach Hohenstein anzuschließen und den Menschen dort neben Vater Andos die milde, lebensbejahende und bescheidene Seite der Göttin nahezubringen.


    Sollte ihn sein Weg zur Vorbereitung der Expedition irgendwann in die Bibliothek führen, um Informationen über Hohenstein zu erhalten, wird der Bibliothekar verzweifelt das Buch "Legenden aus Hohenstein" suchen, das dieser erst kürzlich gelesen hat. Die Stelle im Regal ist leer und auch auf den Lesepulten ist es nicht zu finden. Der Bibliothekar flucht und schwört alle Eide, den Bücherdieb zu vierteilen, wenn er ihn in die Finger bekommt. Wen könnte er meinen?

    Bruder Xaver - Priester der Hel
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