Ein Auftrag in Nordgard
Kap.1. Vorbereitungen
[Wann: Zeitgleich zum Turniers von Feuer und Phönix]
[Wo: Bärheim]
Tiefe Nacht - vielleicht zur dritten Stunde - Kemenate des Mädchens Helena im alten Turm zu Bärheim, drittes Obergeschoss
Den Schatten hatte die verschlossene Schlafzimmertür nicht aufgehalten. Er stand schon eine ganze Weile mitten im Raum und beobachtete das siebzehnjährige Fräulein, dass nun im Schlaf wonnig seufzte. Tatsächlich war diese jedoch durch… ein leises Geräusch wachgeworden… oder hatte sie das nur geträumt…? Sie wartete, ob sie noch einen weiteren Laut hörte…
Im Zimmer war es stockfinster. Durch die schmale Schießscharte fiel etwas dünnes Sternenlicht, doch das reichte bei weiten nicht aus, um in der Finsternis etwas zu erkennen.
Langsam fuhr die schmale Hand des Mündels der Dsar von Vodgorod unter der warmen Decke hervor… den kalten Bettrahmen entlang, wo das schwere Gestell an der Wand stand. In dem schmalen Zwischenraum hatte sie… ein Messer verborgen.
Vorsichtig zog sie die große Klinge… kein einfaches Messerchen, dass man hier erwarten würde… nein, die Klinge war rauchgeschwärzt… am Rücken böse gezackt…
Eine Attentäterwaffe!
Gerade als sie… flüstere auch schon eine leise, amüsierte Stimmte direkt in ihr Ohr:
"Du Schlafmützlein bist längst tot… das Wachwerden üben wir noch…! Raustreten in fünfzehn Minuten. Volles Ornat, Gepäck, Waffen… und Tarnung! Ein bisschen plötzlich…"
* * *
Schwarz wie die Nacht war auch Helena jetzt gekleidet. Handschuhe, hohe Stiefel, Hose und Jacke mit vielen, kleinen Taschen, in der diverse Metallinstrumente steckten. Ihr langes, braunes Haar hatte sie unter einer schwarzen Kappe versteckt. An einem Holster am Oberschenkel trug sie eine kleine, dreischüssige Armbrust, besagtes Messer, am Gürtel hingen verschiedene Ledertaschen, ein dünnes Seil und auf dem Rücken vervollständigte ein flacher Tornister die Ausrüstung.
Frau Kadima von Bärheim musterte ihre Schülerin soweit es in der Dunkelheit ging, die eben noch dabei war, sich das Gesicht mit Ruß zu schwärzen.
Dann seufzte sie tief. Der Wille der Dsar war ihr… unergründlich… aber das ging sie auch nichts an… Bald wäre die vierjährige Ausbildung der… Nichte… ihrer Hoheit abgeschlossen und das bedeutete, dass sie alle, nicht nur Klein Helena, dem armen, schmutzigen Lehen Bärheim endlich würden entkommen können.
Zurück in nach Frati Oras, der Hauptstadt des Dsarenreiches in den Mittellanden… und wieder LEBEN… und nicht mehr in den axtfelser Grenzwäldern, am Ende des Ostreiches, täglich um einen Teller dünne Suppe kämpfen zu müssen.
Nur ihr Bruder Rafael hatte seit einiger Zeit merkwürdige Anwandlungen. Sprach von Axtfels als "Heimat". Was hatte er nur für einen Knall? Da steckte bestimmt auch Finsterwalde dahinter…
Sie schüttelte den Kopf und fragte stattdessen lieber verschlagen das Mädchen vor sich: "Na, was ist das wohl?", und hielt dabei eine kleine Sanduhr hoch.
"Ein Zeitmesser, Frau Kadima", meinte das junge Ding und verdrehte die Augen. "Uuund?", wollte die Frau wissen und schwenkte den feinen Glaskörper mit der Hand.
"Sie läuft…?", fragte die Kleine dann unsicher.
"Ja, Helena… deine Zeit… die fünf Stockwerke außen an der Fassade hoch, auf der Plattform etwas für mich finden und mir bringen. JETZT!"
Routiniert schätzte die Tochter der… Gräfin Tatjana Ruskaya yet Tabanov… die Höhe, maß dann einige Schritte ab, die sie zurücktrat, bereitete Armbrust und Seil vor und schoss den speziellen Pfeil ab. Sie war schon zwei Meter die raue Außenmauer hoch, als Kadima sie zurückpfiff. "Verflucht, was habe ich dir beigebracht! Steigeisen!", meinte die Ausbilderin sauer. "Aber… ich kann das ohne, wirklich… ", entgegnete die Adelstochter rotzig. "Schnute halten und ausrüsten, verdammt", schnappt Kadima.
Das fehlte gerade noch. Das Mündel der Dsar bricht sich den Hals und Kadimas Kopf wandert auf eine Lanze... Rafaels Schwester knurrte böse.
Dann beobachtete die Vögtin des Lehens, wie die Siebzehnjährige den Turm geradezu hinauf jagte… vor den Zinnen hielt… vorsichtig die Lage sondierte… und sich dann elegant hinüberschwang.
Helena verdrehte die Augen. Wieder so eine mistige Übung. In letzter Zeit wurde die Alte echt lästig. Rasch lief sie über die Turmplattform… und da stand… eine Truhe. Das Mädchen wartete einen Moment… die Wolken rissen auf… und schwaches Licht fiel auf den Verschluss… was sollte DAS denn sein? Helena kniete nieder und schaute überrascht auf das… na… wohl zweihundert Jahre alte Schloss… Verarschen kann ich mich alleine, dachte sie frech. Aus der Oberarmtasche zog sie zwei dünne Stifte, fühlte sich dann ein… Riegel für Riegel… dann klickte es vernehmlich. Wie simpel… siegessicher klappte sie den Deckel hoch. Krimskrams, Lumpen… und ein goldener Ring! Sie hatte das Schmuckstück schon fast in der Hand, als sie im letzten Moment den dünnen Faden erkannte. Verdammt. Sie schob die Lumpen zur Seite… und fand eine Glocke… das wäre es ja noch gewesen, seufzte sie und schnitt erleichtert den Faden durch…
Wieder unten angekommen freute sich die Kleine wie ein Schneekönig. "Na, zufrieden, Frau Kadima? Ich bin gut, oder? Sag es…!", drängelte die Jungfer.
"So gut, dass wir einen ersten Auftrag erledigen… ", grinste die Bärheim. "Schluss mit dummen Übungen… es wird ernst, Klein Helena… !"
"Waaaah… wirklich? Haben wir schwarze Pferde? Reiten wir nachts durch den Grenzwald…?", platzte das Mädchen heraus… "Ähm… Kleine, wir können uns auch einfacher umbringen. Nein, im Morgengrauen. Und wir nehmen die alten, braunen Zossen…", schmunzelte Kadima über die ungestüme Art und die romantischen Vorstellungen.
Und sie betete zu Ursun, dass dieses Abenteuer im fernen Nordgard gut ausging…
Kap.1. Vorbereitungen
[Wann: Zeitgleich zum Turniers von Feuer und Phönix]
[Wo: Bärheim]
Tiefe Nacht - vielleicht zur dritten Stunde - Kemenate des Mädchens Helena im alten Turm zu Bärheim, drittes Obergeschoss
Den Schatten hatte die verschlossene Schlafzimmertür nicht aufgehalten. Er stand schon eine ganze Weile mitten im Raum und beobachtete das siebzehnjährige Fräulein, dass nun im Schlaf wonnig seufzte. Tatsächlich war diese jedoch durch… ein leises Geräusch wachgeworden… oder hatte sie das nur geträumt…? Sie wartete, ob sie noch einen weiteren Laut hörte…
Im Zimmer war es stockfinster. Durch die schmale Schießscharte fiel etwas dünnes Sternenlicht, doch das reichte bei weiten nicht aus, um in der Finsternis etwas zu erkennen.
Langsam fuhr die schmale Hand des Mündels der Dsar von Vodgorod unter der warmen Decke hervor… den kalten Bettrahmen entlang, wo das schwere Gestell an der Wand stand. In dem schmalen Zwischenraum hatte sie… ein Messer verborgen.
Vorsichtig zog sie die große Klinge… kein einfaches Messerchen, dass man hier erwarten würde… nein, die Klinge war rauchgeschwärzt… am Rücken böse gezackt…
Eine Attentäterwaffe!
Gerade als sie… flüstere auch schon eine leise, amüsierte Stimmte direkt in ihr Ohr:
"Du Schlafmützlein bist längst tot… das Wachwerden üben wir noch…! Raustreten in fünfzehn Minuten. Volles Ornat, Gepäck, Waffen… und Tarnung! Ein bisschen plötzlich…"
* * *
Schwarz wie die Nacht war auch Helena jetzt gekleidet. Handschuhe, hohe Stiefel, Hose und Jacke mit vielen, kleinen Taschen, in der diverse Metallinstrumente steckten. Ihr langes, braunes Haar hatte sie unter einer schwarzen Kappe versteckt. An einem Holster am Oberschenkel trug sie eine kleine, dreischüssige Armbrust, besagtes Messer, am Gürtel hingen verschiedene Ledertaschen, ein dünnes Seil und auf dem Rücken vervollständigte ein flacher Tornister die Ausrüstung.
Frau Kadima von Bärheim musterte ihre Schülerin soweit es in der Dunkelheit ging, die eben noch dabei war, sich das Gesicht mit Ruß zu schwärzen.
Dann seufzte sie tief. Der Wille der Dsar war ihr… unergründlich… aber das ging sie auch nichts an… Bald wäre die vierjährige Ausbildung der… Nichte… ihrer Hoheit abgeschlossen und das bedeutete, dass sie alle, nicht nur Klein Helena, dem armen, schmutzigen Lehen Bärheim endlich würden entkommen können.
Zurück in nach Frati Oras, der Hauptstadt des Dsarenreiches in den Mittellanden… und wieder LEBEN… und nicht mehr in den axtfelser Grenzwäldern, am Ende des Ostreiches, täglich um einen Teller dünne Suppe kämpfen zu müssen.
Nur ihr Bruder Rafael hatte seit einiger Zeit merkwürdige Anwandlungen. Sprach von Axtfels als "Heimat". Was hatte er nur für einen Knall? Da steckte bestimmt auch Finsterwalde dahinter…
Sie schüttelte den Kopf und fragte stattdessen lieber verschlagen das Mädchen vor sich: "Na, was ist das wohl?", und hielt dabei eine kleine Sanduhr hoch.
"Ein Zeitmesser, Frau Kadima", meinte das junge Ding und verdrehte die Augen. "Uuund?", wollte die Frau wissen und schwenkte den feinen Glaskörper mit der Hand.
"Sie läuft…?", fragte die Kleine dann unsicher.
"Ja, Helena… deine Zeit… die fünf Stockwerke außen an der Fassade hoch, auf der Plattform etwas für mich finden und mir bringen. JETZT!"
Routiniert schätzte die Tochter der… Gräfin Tatjana Ruskaya yet Tabanov… die Höhe, maß dann einige Schritte ab, die sie zurücktrat, bereitete Armbrust und Seil vor und schoss den speziellen Pfeil ab. Sie war schon zwei Meter die raue Außenmauer hoch, als Kadima sie zurückpfiff. "Verflucht, was habe ich dir beigebracht! Steigeisen!", meinte die Ausbilderin sauer. "Aber… ich kann das ohne, wirklich… ", entgegnete die Adelstochter rotzig. "Schnute halten und ausrüsten, verdammt", schnappt Kadima.
Das fehlte gerade noch. Das Mündel der Dsar bricht sich den Hals und Kadimas Kopf wandert auf eine Lanze... Rafaels Schwester knurrte böse.
Dann beobachtete die Vögtin des Lehens, wie die Siebzehnjährige den Turm geradezu hinauf jagte… vor den Zinnen hielt… vorsichtig die Lage sondierte… und sich dann elegant hinüberschwang.
Helena verdrehte die Augen. Wieder so eine mistige Übung. In letzter Zeit wurde die Alte echt lästig. Rasch lief sie über die Turmplattform… und da stand… eine Truhe. Das Mädchen wartete einen Moment… die Wolken rissen auf… und schwaches Licht fiel auf den Verschluss… was sollte DAS denn sein? Helena kniete nieder und schaute überrascht auf das… na… wohl zweihundert Jahre alte Schloss… Verarschen kann ich mich alleine, dachte sie frech. Aus der Oberarmtasche zog sie zwei dünne Stifte, fühlte sich dann ein… Riegel für Riegel… dann klickte es vernehmlich. Wie simpel… siegessicher klappte sie den Deckel hoch. Krimskrams, Lumpen… und ein goldener Ring! Sie hatte das Schmuckstück schon fast in der Hand, als sie im letzten Moment den dünnen Faden erkannte. Verdammt. Sie schob die Lumpen zur Seite… und fand eine Glocke… das wäre es ja noch gewesen, seufzte sie und schnitt erleichtert den Faden durch…
Wieder unten angekommen freute sich die Kleine wie ein Schneekönig. "Na, zufrieden, Frau Kadima? Ich bin gut, oder? Sag es…!", drängelte die Jungfer.
"So gut, dass wir einen ersten Auftrag erledigen… ", grinste die Bärheim. "Schluss mit dummen Übungen… es wird ernst, Klein Helena… !"
"Waaaah… wirklich? Haben wir schwarze Pferde? Reiten wir nachts durch den Grenzwald…?", platzte das Mädchen heraus… "Ähm… Kleine, wir können uns auch einfacher umbringen. Nein, im Morgengrauen. Und wir nehmen die alten, braunen Zossen…", schmunzelte Kadima über die ungestüme Art und die romantischen Vorstellungen.
Und sie betete zu Ursun, dass dieses Abenteuer im fernen Nordgard gut ausging…
Vogt Rafael von Bärheim -Held des Grenzwaldes-
Maxim Grigoriwitsch yet Tabanov -Rytsar der Dsar von Vodgorod-
Maxim Grigoriwitsch yet Tabanov -Rytsar der Dsar von Vodgorod-