Beiträge von Asunder

    Asunder hatte gespürt, wie von Bärheims Worte den Raum mit einer Präsenz erfüllten, die beinahe körperlich schien. Süße Worte, und doch so viel mehr als das. Sie gefielen – und dass sie ihr gefielen, gefiel ihr nicht. Es kostete Kraft, sie abzuschütteln, und dass, obwohl sie nicht einmal an sie gerichtet waren. Erst das Klappern des umgestürzten Kelches ließ die Welt in ihre Angeln zurückspringen. Mehr aus dem Augenwinkel sah sie das Zittern seiner Hände und den beschleunigten Atem, und in ihrem Kopf eröffnete diese Verhandlung nun plötzlich eine vollkommen neue Perspektive. Doch eine Antwort würde warten müssen, denn immerhin erteilte Balduin der Bruderschaft das Wort und ein eifriger junger Bruder ergriff seine Chance.


    In einem Kampf auf dem Schlachtfeld wäre seine Rede ein Lauf ins offene Schwert gewesen. Ein Schritt nach vorn, um die Deckung des Gegners beiseite zu schlagen, und sich die Waffe dessen von zu viel eigenem Schwung getragen, selbst in die Kehle zu stoßen.
    Unangenehm. Blutig. Tödlich.


    Asunder erhob sich von ihrem Platz, erstaunlich flüssig und geschmeidig für das Gewicht der Rüstung auf ihren Schultern und durchmaß den Raum mit wenigen, schnellen Schritten, bis sie kaum mehr als eine Schwertlänge vor dem Ordensmeister der Bruderschaft des Lichts innehielt. Kein Wort, nur ein Blick. Dann schritt sie die Reihe der Ordensbrüder ab, bis sie vor dem letzten Redner zum stehen kam.


    „Bruder, dessen Name mir leider entfallen ist. Ich denke, es ist nun Schluss mit den freundlichen Reden und freundschaftlichem Entgegenkommen unsererseits. Das haben mir Eure Worte mehr als nur deutlich klar gemacht und auch ich habe diese Farce, Euch Euer Gesicht wahren zu lassen, mehr als satt.“
    Sie spreizte die Finger und die Schuppen der schwarzen Plattenhandschuhe klickten leise gegeneinander.
    „Es brennt Euch also in der Seele. Und das sollte es auch! Denn geflohen seid Ihr, falls Ihr denn überhaupt einer derjenigen ward, die sich vom Chaos überrennen ließen. Dafür sollte es nicht nur in Eurer Seele brennen, sondern Eure Seele selbst!“ Sie tippte dem Bruder, dessen Namen sie nicht kannte, mit dem Finger vor die Brust.


    „Nicht für Eure lahmen Versuche, mich aus der Reserve zu locken. Verbündete des Chaos.“ Sie lachte auf, „Vater Ursun hilf, so nennt mich mein Geliebter im Bett! Scharlatan nannte mich Bruder Olaf“, sie wandte kurz den Kopf, „Wahrscheinlich weil ihm der Mut fehlte, Bastard einer Hure zu schreiben. Da ward Ihr schon fast mutig gegen. Aber nein, nicht dafür.
    Sondern für die feige Flucht aus Finsterwalde, wo Euch ganz genau bewusst gewesen sein muss, dass Euch die Wahl der Rückkehr geblieben wäre, und hättet Ihr sie auch mit dem Tode bezahlt. Das ist der Preis für wahre Rechtschaffenheit. Das ist der wahre Preis für Ehre.“


    Sie nahm ihre Hand zurück und trat einen Schritt nach hinten, kaltes Feuer in den Augen. Ihre Stimme war keinen Deut lauter geworden, aber schneidig wie ein Gletscherwind.


    „Das Andenken Eurer gefallenen Brüder und Schwestern, das Ihr hier ins Feld führt wie ein Banner . . . auch dieses Andenken tratet Ihr mit Füßen! Was glaubt Ihr, tat der Untot mit den Leichen derer, die er fand? Ich weiß nicht, wie viele Eurer Brüder und Schwestern ich ein zweites Mal in die kalte Erde gelegt habe, weil Ihr so viel Mut besaßt, Ihr Andenken zu Ehren, in dem Ihr den wandelnden Leichen
    Ihre noch nicht einmal kalten Leiber zum Fraß vorwarft, anstatt sie zu bestatten oder den Flammen zu überantworten.


    Das Dorf, das ihr bautet, existierte nicht mehr. Ihr hinterließt einen Friedhof.
    Vielleicht hättet Ihr mehr Blut und Schweiß investieren sollen, aber da war euch Euer eigenes Leben eben mehr wert. Die Ironie des ganzen ist, dass Ihr die Ironie Eurer eigenen Worte nicht begreift. Noch immer haltet Ihr an etwas fest, dass nicht mehr existieren würde, hätten wir es nicht neu aufgebaut.


    Von welchem gemachten Nest sprecht Ihr also, Bruder, der nicht einmal seinen Namen nannte? Ich wäre dankbar, wenn Ihr Euch vielleicht den relevanten Dingen dieser Verhandlung zuwenden würdet, und endlich aufhört, Euch selbst und die anderen zu belügen. Wie wäre es, zur Abwechslung, nun endlich mal mit ein paar Antworten auf all die Fragen? Oder habt Ihr tatsächlich so viel zu verbergen?!“


    Sie wandte sich ab und trat vor Herrn Balduin und Herrn Rafael.


    „Jetzt, für die Dauer dieser Verhandlung, nehme ich die Beleidigungen, die die Bruderschaft des Lichts hier vorbringt, zur Kenntnis und sehe sie als Zeichen für Ihre eigene Ausweglosigkeit. Seiner Herrlichkeit“, sie warf einen Blick über die Schulter zu Maghnus und hob eine Augenbraue, „Sei diese Eskapade verziehen. Und ich hoffe, Ihr“, sie blickte wieder zu den beiden ankoragahnischen Adeligen auf,
    „Verzeiht mir die meine.“


    Und da waren die Worte wieder, die ihr vorhin auf der Seele gelegen hatten.
    „Lasst mich versichern, dass“, die grünen Augen huschten zu Herrn Rafael und ruhten einen Moment länger auf den seinen, als es
    angemessen gewesen wäre, „je schneller diese Verhandlung hier ein Ende nimmt, die heute von meiner Begleiterin Livven gestellte Fragen an Eure Stelle hin jegliche Relevanz verlieren. Die Priorität gilt dem Finsterwald und dessen sicherer Zukunft, wie auch den anderen Lehen, die an ihn grenzen. Alles, was von Eurer beider Seite, hohe Herrschaften, zur Klärung dieser Angelegenheit beigesteuert werden kann, ist erbeten und willkommen und soll nicht ungedankt bleiben, besonders nicht in
    Zeiten wie diesen.“


    Sie trat an Ihren Platz zurück.
    „Wenn Ihr gestattet, würde ich gern einem meiner Begleiter nun das Wort erteilen. Dawon. Kael. Einer von Euch . . .“

    Asunder wartete, bis Maghnus wieder Platz genommen hatte, bevor sie sich selbst erhob und ihrerseits vor den Truchsess und Herrn Rafael von Bärheim trat.


    „Wir möchten die Taten und das Wirken der Bruderschaft des Lichts nicht schmälern und so lasst mich klarstellen, dass mein Orden und ich heute nicht hier sind, um etwas zu verteidigen, um das wir gebeten haben, sondern um weiterhin für den Schutz dessen einstehen zu können, was wir den Klauen der Verfehmten und des Chaos im letzten Jahr auf Bitten des Truchsesses selbst hin abtrotzten.“


    Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schritt gemessen vor der langenTafel auf und ab.


    „Es war also Herr Balduin von Dunkelsee, der, nachdem wir vor knapp einem Jahr seine Bekanntschaft gemacht hatten, persönlich darum bat, dass wir uns des verwaisten Lehens Finsterwalde annehmen mögen.
    Nicht, um jemanden zu demütigen. Nicht aus irgendwelchen persönlichen Gründen. Sondern aus Sorge um Axtfels und die dazugehörigen Lehen selbst.
    Zu diesem Zeitpunkt war der Name von Ordensmeister Maghnus für uns noch unbekannt und die Bruderschaft des Lichts nicht mehr, als die Asche, die wir vorfanden, als wir das Lehen im Spätsommer erreichten.“


    Sie hielt inne, als suche sie nach den richtigen Worten – blickte auf den steinernen Boden, bevor sie fortfuhr.


    „Es . . . war eine schmerzliche Erfahrung. Ich respektiere und schätze, was die Bruderschaft des Lichts im Finsterwald geleistet hat. Die Situation in unserer Heimat ist ähnlich. Ein Leben an der Grenze zu einem Feind, der sich weder begreifen noch fassen lässt. Doch gerade eine solche Situation fordert Zusammenhalt. Und ich habe den Zusammenhalt, die Stärke des Ostens, gesehen, als dieser König Thorus letztes Jahr auf seinem letzten Weg geleitete, so bitter dieser Anlass auch gewesen ist.


    Und ich denke, dass diese Stärke etwas ist, dass in jedem einzelnen Landstrich hier, in jedem einzelnen Lehen zu finden ist, von Viennon bis Carrasmünd.
    Und erst recht ein treuer Reichsritter des ankragahnischen Imperiums kann auf Hilfe hoffen und wird sie auch erhalten. So, wie Ihr, Ordensmeister Maghnus, es mir bereits auch schriftlich bestätigtet – die Schreiben liegen dem heute tagenden Gericht ja ebenfalls vor.
    Eure Reiter erreichten offenbar die imperiale Armee und diese deckte euren Rückzug. Ein Rückzug, der angesichts der Lage sicherlich auch eine entsprechend richtige Entscheidung war. Was eben ausblieb, war Eure Rückkehr, die den Truchsess, und so letzten Endes auch uns, veranlasste, dem langen, vergeblichen Harren endlich ein Ende zu bereiten.

    Ich persönlich bedauere, dass Ihr das Exil wähltet, wo Ihr doch von Freunden umgeben ward.“


    Sie wandte kurz den Blick an Herrn Rafael von Bärheim, und etwas in seiner Ausstrahlung ließ sie auf die Innenseite ihrer Wange beißen, um ein der Situation vollkommen unangemessenes Lächeln zu unterdrücken.
    „Gerade weil jeder Weg in Euer Exil durch das Land eines Freundes führen musste, ganz gleich, wohin es euch letztlich verschlug. Doch nicht für ein weiteres Gesuch um Hilfe, nein, nicht einmal für eine Warnung hieltet Ihr, Maghnus von Cadyrn, inne. Ihr verschwandet, mit den Verfehmten, dem Chaos und Untoten vor der Tür derer, die Ihr Eure Freunde nennt und kehrtet auch nicht wieder. Aus Angst vor Meuchlern, wie Ihr nun hier beschreibt.“


    Sie hob eine Augenbraue und musterte den Ordensmeister der Bruderschaft mit kühlen, grünen Augen.


    „Lasst mich offen sein, Ordensmeister. Selbst in der desolaten Lage, in der sich Euer Lehen befand, als wir dort ankamen, hätte mein Orden Euch vor gedungenen Mördern dort, in Eurer Heimat, Schutz gewährt. Nur kam niemand Eures Ordens nach Hause, um nach Hilfe zu fragen – geschweige denn diese für diejenigen zu leisten, die bei Eurem Rückzug auf der Strecke blieben. Und Eure Freunde in ankoragahnischen Landen hätten Euch sicher noch ein Vielfaches mehr dessen bieten können, zu dem wir in der Lage gewesen wären.


    So lasst mich so schließen, wie ich begann, nämlich dass weder ich noch einer der meinen heute hier steht, um Euren rechtmäßigen Besitz anzufechten, denn über ein Jahr lang war Finsterwalde offenkundig in der Hand von nichts anderem als von Finsternis und Verderbtheit. Die Ausführungen dazu liegen allen Anwesenden in schriftlicher Form bereits vor.


    Welche Lehre Ihr daraus ziehen mögt, dass wir hier heute stehen, vermag ich nicht zu sagen. Ich weiß nur, dass diejenigen, die wir aus den Tiefen des Finsterwaldes ans Licht brachten, und die wir nicht aufgrund korrumpierter Seelen und Herzen den reinigenden Flammen übergeben mussten, schmerzlich gelernt haben, dass auch die, die Ihnen Schutz und Hilfe, Sicherheit und Hoffnung geben sollten – also die, die sich Lehensnehmer und Ritter nennen – Ihr Vertrauen enttäuschten.
    Und“,
    diesmal wandte Asunder sich wieder an Balduin und Herrn Rafael, „Es sollte allen, die hier stehen, und für die das Schicksal oder die Götter das Privileg adeligen Blutes vorgesehen haben, klar sein, dass auf enttäuschtes Vertrauen Verzweiflung, und auf Verzweiflung Wut folgen mag, der keine Burgmauer Stand hält. So galt, und gilt, es nicht nur, die Saat des Chaos zu bekämpfen, die in der Dunkelheit des zurückgelassenen Finsterwaldes zu wuchern begann, sondern darüber hinaus auch Unzufriedenheit und Revolte im Keim zu ersticken. Und das nicht mit Waffengewalt, sondern mit einem Neuanfang. Ein Neuanfang, den mein Orden“, ihr Blick huschte hinüber zu den Ihren, „Und jeder einzelne von Ihnen in kleinen und großen Dingen, gegeben hat. Sei es im Kampf, auf dem Rübenacker oder beim ersten gemeinsamen Bier in der Taverne mit denen, die, gemeinsam mit uns, einen sicheren Halt in ihrem neuen, alten Heim suchen.“


    Sie trat wieder an Ihren Platz und setzte sich.


    „Ich vertraue dem Gericht hinsichtlich des Urteils, so wie man uns vertraute, als man uns das Lehen Finsterwalde überließ.“

    Nachdem sie den Palast betreten hatten, überließen sie den Großteil ihres Gepäcks der hilfreichen Dienerschaft und ihre Waffen den Palastwachen, bevor sie sich selbst zum Rittersaal aufmachten.


    Die Wachen, die neben den Türen postiert standen, beäugten sie kritisch – zu Recht, wie Asunder befand, denn auch unbewaffnet boten sie – in voller Rüstung und der silber-blauen Ordenstracht – doch eben eher den Anblick eines Ganges zum Schlachtfeld, und nicht in die hohen Hallen einer Burg. Selbst ihr Knappe trug seine verschrammte Plattenrüstung, die nach den letzten Monaten im Finsterwald vielleicht doch langsam mal der Aufmerksamkeit eines Rüstschmiedes bedurfte, und nicht nur des Mannes, der im Dorf die Pferde beschlug. Und sie selbst war mit den tiefen Narben, die sich quer über ihr Gesicht zogen, auch nicht gerade das, was man auf den ersten Blick vertrauensvoll ins Herz schließen konnte. Da war es fast erstaunlich, dass man sie überhaupt kommentarlos passieren ließ und sie dankte es den Männern mit einem entwaffnenden Lächeln.


    Drinnen war es erstaunlich still, es roch nach Pergament, Asche aus den Kaminen und Gewürzwein. Fast wie zu Hause.


    Offenbar war die Bruderschaft des Lichts noch nicht eingetroffen. Nur Balduin saß an seinem Schreibtisch und an einem der hohen Fenster stand ein weiterer Mann. Adelig, der Kleidung nach zu urteilen, und doch ganz anders, als sie es bisher von den meisten Rittern und hohen Herr- und Frauschaften kannte, die ihr bisher in diesen Landen über den Weg gelaufen waren.
    Weniger . . . grob. Und vor allem, weniger Bart.


    Mit einem Wink zu der Bank auf der linken Seite des Saales wies sie die Ihren an, dort Platz zu nehmen und trat selbst zu den beiden anderen. Balduin grüßte sie mit einem Nicken und einem Lächeln, dem anderen streckte sie, wenn auch aus einiger Distanz, die gepanzerte Hand entgegen. Manche Sitten dieser Länder waren noch immer recht fremd.


    „Asunder, aus dem Hause Eisenwinter. Mit wem habe ich die Ehre?“

    Asunder hatte die Kapuze tief in Gesicht gezogen. Metall klapperte auf Metall, als sie, gefolgt von den Ihren, die letzten Schritte in
    Richtung Valensdorf zurücklegte. Zu gern hätte sie eben genau diese Konfrontation vermieden, auf die sie nun zusteuerten. Nicht, dass sie sich dem ganzen nicht gewachsen fühlte, es fehlte ihr nur oftmals die Geduld, und die Zeit, und die Muße für Dinge wie diese, die so überflüssig waren wie ein Winter ohne Schnee.


    Kurz bevor sie durch das Tor trat hielt sie inne und wandte sich zu den anderen um, und unter ihnen zum einzigen, die nicht die Gewänder des Ordens trug. „Bereit?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. „Dann solltet Ihr ab hier voran gehen. Ich denke, das erspart uns unnötige Wortwechsel mit der Torwache. Und den anderen, die hier wohnen.“


    Kurz galten ihre Gedanken denen, die sie zurückgelassen hatte. Der Finsterwald war nun zwar deutlich ruhiger, aber noch immer alles andere als ein friedlicher Landstrich – auch einer der Gründe, warum sie im vergangenen Jahr kaum einen Fuß aus dem Lehen gesetzt hatten.
    Und jetzt standen sie hier, in Valensdorf, viel zu viele Meilen von dort entfernt und weshalb? Weil diese Bruderschaft des Lichts plötzlich wieder aus dem Loch hervorgekrochen kam, in das sie sich geflüchtet hatte, als „ihr“ Lehen verloren schien.
    Sie knirschte mit den Zähnen. Eine schlechte, aber schon viel zu tief sitzende Angewohnheit.
    Vielleicht hätte sie dem ganzen deutlich mehr Verständnis entgegen bringen können, hätten sie und ihr Orden der Reinigenden Flamme selbst nach einem Lehen auf ankoragahner Boden gefragt. Doch genau das Gegenteil war der Fall gewesen. Und doch war er müßig, Zeit und Gedanken darauf zu verschwenden. Die letzte Entscheidung lag nicht in ihren Händen. Wenigstens war die Aufgabe, Herrn Balduin von Dunkelsee aufzufinden, eine Leichtigkeit gewesen.


    So blieb nur zu Hoffen, dass diejenigen, die für das Fällen eines Urteils in diesen Landen zuständig waren, genau so viel Respekt und
    Verstand besaßen wie der Truchseß selbst und wie er es ihnen versichert hatte. Auf Balduins Wort war bisher immer Verlass gewesen . . .
    Sie schüttelte den Kopf und riss sich aus ihren Gedanken.


    „Na los, ihr Seewölfe. Ich weiß, Valensdorf liegt am Meer. Kein Grund,
    sentimental zu werden. Wenn das vorbei ist, gehört die nächste
    Hafenkaschemme euch. Um der alten Zeiten Willen. Aber erst“, sie deutete
    in Richtung des Landsherrensitzes, „die Arbeit.“

    Werter Maghnus von Cadyern,
    Eures Zeichens hochwohlgeborener Ordensmeisters der Bruderschaft des Lichts,
    Reichsritter des ankoragahnischen Imperiums &
    Ehrenleibgarde in memoriam Rawiel zu Rothenburg,


    es ist bemerkenswert, Ordensmeister, wie viele Worte Ihr aus dem armen Bruder Olaf herausholen musstet, nur, um auf meine Frage nicht antworten zu müssen. Ist es Scham oder Reue, die Euch dazu bewegt? Oder das selbe Ausweichen vor Konfrontationen, daß Ihr auch bei Eurem Lehen an den Tag legtet, als das Chaos es überrannte?


    Bedauerlicher Weise fehlt mir, wie ich schon erläuterte, im Gegensatz zu Euch, die Zeit für derartige Spielchen und Spötteleien.


    Da mir, auch hier nun von Euch persönlich schriftlich verbrieft, sicher ist, daß die Worte Eures Schreibers gleichsam die Euren sind, bin ich erfreut, auch dies an entsprechende Stellen weiterleiten zu dürfen, die sich dann neutral mit einem Urteil laut Recht und Gesetz befassen werden.


    Bis zur Verhandlung wünsche ich Euch alles Gute.


    Asunder
    aus dem Hause Eisenwinter
    Tochter des Herzogs zu Eisenwinter
    Löwin wider das Chaos
    Ordensmeister des Ordens der Reinigenden Flamme
    Paladin & Lehensnehmer von Finsterwalde in Axtfels, Ostmythodea

    Auch der zweite Brief verließ Finsterwalde, gestempelt und ordnungsgemäß versiegelt, über einen Boten, und erreichte die Bruderschaft des Lichts nur kurz darauf.


    "Werter Maghnus von Cadyern,
    Eures Zeichens hochwohlgeborener Ordensmeisters der Bruderschaft des Lichts,
    Reichsritter des ankoragahnischen Imperiums &
    Ehrenleibgarde in memoriam Rawiel zu Rothenburg,


    sicherlich erstaunt es Euch nur in geringem Maße, daß meine Antwort sich direkt an Euch persönlich
    richtet. Eurer Ordensbruder Olaf scheint mit seiner Feder oftmals schneller zu handeln als mit seinem Verstand, und ich möchte vermeiden, daß auf das, was er sich bereits an mangelndem Respekt, hitzköpfigen Drohungen und wahrlichen Beleidigungen meinem Orden und mir gegenüber herausgenommen hat, weiteres folgt.
    Nicht, daß es mich nicht amüsieren würde, man hat mich schon Schlimmeres genannt als einen Scharlatan, aber mit Blick in das ankoragahnische Gesetzbuch zu meiner Seite und hinsichtlich seiner und meiner Position in der Gesellschaft, denke ich, dass er für die nächste Zeit mit dem, was er sich dort herausgearbeitet hat, bereits gut genug bedient sein wird.
    Darüber hinaus fehlt mir die Zeit, mich mit dem Sohn eines einfachen Mannes, sei es von Blute oder von Geistes her, zu streiten. Ein Lehen bedarf viel Zuwendung, nicht nur durch das Führen eines Schwertes, sondern auch auf den Feldern, den Höfen und bei den täglichen Arbeiten.
    Somit ist es nun an Euch: wollt Ihr Euch hinter Eurem Bruder anstellen, oder schafft Ihr es nun, einen angemessenen Tonfall anzuschlagen, wie es sich bei jemandem von Stand geziemt?


    Nun bitte ich Euch um die Klärung einer Frage, die mich seit dem letzten Schreiben eine Weile beschäftigt hat.


    Nach Finsterwaldes Fall, welches Ihr mit all Euren Mitteln zu verteidigen suchtet, der Ausgang dessen ist bekannt, kam also, laut Bruder Olaf, die imperiale Armee, und schlug das Chaos und die Verfehmten weitesgehend zurück.
    Denkt nicht, daß ich Euren Rückzug zum Schutz der Bewohner des Lehens als Schwäche oder Schande betrachte, und ich entschuldige mich, falls auch Ihr das, wie scheinbar der werte Olaf, so aufgefasst haben solltet. Ich habe oft genug am eigenen Leib erfahren, daß es Situationen gibt, in denen keine andere Wahl bleibt.
    Was mich verbittert ist die Tatsache, daß Ihr nicht zurückkehrtet.
    Nicht, nachdem alle in Sicherheit waren. Nicht, nachdem die imperiale Armee Euch den Rückweg geebnet hatte. Nicht nach einer Woche, nicht nach einem Monat. Nicht nach beinahe einem Jahr!


    Und so konnte, was Ihr in diesem Wäldern zurückließt, wachsen.


    Ordensmeister, das Chaos ist kein Haufen von Geächteten, der Vieh stiehlt, Frauen verschleppt, Dörfer niederbrennt und sich dann doch letzten Endes mit einem Haufen Soldaten aus den Wäldern jagen lässt. Für das Chaos lässt sich kein Exempel am Galgen oder Pranger statuieren. Es ist eine Krankheit. Eine Seuche, die sich in die Herzen der Schwachen frisst. Seine Götter sind Verführer und Vergifter, die ein um so leichteres Spiel haben, je hoffnungsloser die Menschen sind. Eure ausgebliebene Rückkehr, Euer ausgebliebenes Licht, hat den Grundstein für diese Kreaturen gelegt, in den ankoragahnischen Kolonien Fuß fassen zu können. Sich
    ausbreiten zu können.
    Und das ist es, was ich Euch zum Vorwurf mache!
    Daß Ihr es mir und den meinen überlaßt, junge Mädchen den Flammen zu überantworten, die aus Verzweiflung Tzeentchs Worten folgten, nur, um vergeblich zu versuchen, das wenige ihrer Familie zu retten, mit dem Ihr sie allein ließet.


    Und hier spreche ich davon, daß es, zumindest in meinen Augen, Eure Pflicht gewesen wäre, und wenn es Euch noch drei Knappen und Euer eigenes Leben gekostet hätte, zurück zu kehren und diese Brut zu vernichten. Und zwar umgehend!
    Denn so habt Ihr nun nicht nur die Schlacht um Euer Lehen verloren, sondern auch kapituliert, bevor der Krieg überhaupt begonnen hatte.
    Und genau dies, und nichts anderes, brachte uns letzten Endes in unsere jetzige Position und in den Besitz des Lehens Finsterwalde.
    So habt Ihr Euch am Ende selbst hier noch Eure eigenen Dämonen geschaffen.


    Was also hielt Euch und Euren Orden auf? Und warum verschwandet Ihr für so lange Zeit, nur um jetzt, wo das Lehen mehr und mehr befriedet wird und ein normales Leben Einzug zu halten beginnt, wie aus dem Nichts wieder aufzutauchen? Jetzt wo die ersten Felder bestellt und Häuser wieder errichtet sind? Jetzt, wo Familien in Finsterwalde wieder Heimat gefunden haben?


    Wenn Ihr Euch bezüglich mangelnder Truppenstärke gesorgt und vor einer Rückkehr gefürchtet habt, warum batet Ihr nicht um Hilfe? Die Armee? Die anderen Reichsritter? Hinderte Euch Euer Stolz, Eure Schwäche oder Eure Gleichgültigkeit? Und, bevor Ihr urteilt, es ist eine Frage, die auf den Tatsachen beruht, die wir vorfanden, kein Vorwurf und keine Beleidigung. Eine reine Feststellung, wie auch schon in meinem vorangegangenen Brief.


    Ich sehe dem Treffen mit Truchseß Balduin nicht ohne gewisse Vorfreude entgegen und werde sicherlich nicht auf den Vorschlag einer Einigung ohne die Gerichtsbarkeit eingehen.
    Laßt Euch gesagt sein, „Es gibt nichts klügeres im Leben, als wenn man darauf verzichtet, zu drohen und mit Worten zu beleidigen. Denn weder das eine, noch das andere, entzieht dem Feind die Kraft. Drohungen aber machen ihn vorsichtig ~ und Beleidigungen schüren seinen Haß.


    Und was Eure „Entlohnung“ angeht, so denke ich nicht, daß Ihr mir etwas bieten könntet, daß für meinen Orden und mich von Interesse sein könnte. Nicht mehr jedenfalls, als eine schriftlich festgehaltene, gesiegelte und unterzeichnete Korruptionsaufforderung Eures Ordens.
    Es ist nicht so, daß ich ohne Fehler bin, Ordensmeister von Cadyern. Aber mein Orden ist im Besitz des einzigen Mittels gegen solche Bestechlichkeit: genügend Geld.


    Alles weitere möchte ich den zuverlässigen Händen und dem klugen Kopf des Herrn von Dunkelsee überlassen.


    Asunder
    aus dem Hause Eisenwinter
    Tochter des Herzogs zu Eisenwinter
    Löwin wider das Chaos
    Ordensmeister des Ordens der Reinigenden Flamme
    Paladin & Lehensnehmer von Finsterwalde in Axtfels, Ostmythodea"

    Die Antwort des Ordens der Reinigenden Flamme ließ nicht lange auf sich warten.


    "Geschätzter Phileas Wiesengrund,



    ich danke Euch für die Informationen und stehe bereits selbst mit
    dem Orden der Lichtbrüder in Kontakt, so daß ich mir bereits ein
    gutes Bild von dessen Verhandlungstaktiken machen konnte,
    ebenso natürlich auch Dank der von Euch angefertigten Abschriften.
    Anbei auch hier eine Abschrift der zwischen der Bruderschaft und mir
    geführten Korrespondenz bis zum heutigen Tage, damit auch Euch
    nichts vorenthalten bleibe.



    Daß die Anwesenheit des Truchseßes für diese Sitation natürlich
    unabdingbar ist, zumal ja auch der vorläufige Reichsverweser, der
    Ehrenwerte Lordritter und Ordensmeister der Sturmfalken, Kaldor
    Kayanee, sich derzeit, verständlicher Weise, außer Standes sehen mag,
    diesen Posten so kurzfristig auszufüllen, werden wir uns umgehend
    des Problems annehmen und dafür Sorge tragen, dass Herr Balduin von Dunkelsee der
    Verhandlung vorsitzen mag.




    Seid unbesorgt.



    Hochachtungsvoll,


    Asunder Eisenwinter"





    OT: Keinen Streß, Heini :D Lass die Zeit und viel Erfolg bei der Prüfung!!! :D

    Der Brief, in der schwungvollen, jedoch spitzen Schrift eines Schreibers verfasst, der es augenscheinlich gewohnt ist, ein anderes Alphabet zu benutzen, erreicht Bruder Olaf über einen Boten aus Valensdorf. Er trägt in schwarzem Siegelwachs das Zeichen eines Phönix mit einem Schwert in den Krallen, der einem aufgerichteten Löwen gegenüber steht.

    Bei uns ist heute ein brauner Schwerthalter aus weichem Leder aufgetaucht ~ von der Form her etwas spitz zulaufend. Wer sowas vermisst, bei mir melden, damit wir die Rückführung organisieren können =)

    Für uns rechtschaffende Bürger aus den Tunneln war immer alles, was an der Oberfläche rumkriecht, Lichtie. Die sehn doch eh alle gleich aus: helle Haut, komische Haare ;)
    Aber hast recht, das ist schon ein Unterschied zu so manch anderen. :D

    Danke für das liebe Willkommen =)


    Bei Jens hab ich noch keine Ahnung, was er gern spielen würd.
    Yvonne, die sich wohl auch im Laufe des Tages noch anmelden wird, wollte eine Zwergin spielen. Sie hat ne Menge Kram für ne kleine IT Taverne. Und bei mir würds in Richtung Feldscher gehen. Ich hatte dir schon ne PN geschickt, weil ich noch nicht genau wusste, wohin damit im Forum. ;)


    Ja, der einzige Lichtie bei uns hats geschafft, alle anzustecken *Simon knuff* :D

    Bevor ich jetzt noch einen neuen Thread aufmach, häng ich mich einfach mal an Jens, denn selbiges gilt auch für mich.
    Das Spiel und auch das ganze Drumherum mit eurer Truppe war schlicht und einfach toll und nach gestern Abend hab auch ich mich dann entschlossen, den Dungeon erstmal hinter mir zu lassen, und mit euch was zusammen zu reissen. :)


    LG
    Anna