Teil 1.5
[Zuvor auf Lothars Reise nach Karan – Zwischenspiel auf Burg Pranke]
„Mir ist immer noch vollkommen Schleierhaft, was du da in Karan vorhast, ist mir aber auch gleich. Mach dich doch nur zum Narren. Jedenfalls wirst du auf keinen Fall hier am Hause der Von Waldburg deine Pflichten vernachlässigen, hast du mich verstanden? Solange ich hier noch das Sagen habe… und du deine Füße unter meine Tafel steckst…“, maulte Wilfried von Waldburg seinen letzten, ihm verbliebenen Sohn an.
Lothar hielt das Schlachtross am Zügel und beobachtete aufmerksam eine Wolke. Sein Vater war… schwierig. Er konnte oder wollte nicht verstehen, wie wichtig seine Mission war. Immerhin ging es um das Imperium. Aber er ahnte, dass dies seinem Vater… vorsichtig ausgedrückt… wenig wichtig war. Gänseblümchen grinste frech und zog die Packpferde näher heran. Sie kannte ihren alten Vater nur zu gut und war nur froh, dass diesmal nicht sie das Zentrum des Gewitters war.
„Liliane, verdammt noch eins, wo ist denn jetzt der Brief?“, schnauzte der Greis nun seine hübsche, neue Gattin an, die just geschwind über den Hof gelaufen kam. Als sie ihn erreichte, riss er ihr das gesiegelte Schreiben aus der Hand und drückte es dem gerüsteten Lothar in die Hand. Die Dame in den schwarzen Gewändern lächelte den frommen Ritter verschlagen und ziemlich zweideutig an, was den Ritter erröten ließ.
„Das liegt doch für dich auf dem Weg. Also ab nach Burg Pranke“, grinste Wilfried gehässig. Und er wusste genau, dass es sich um einen ordentlichen Umweg handelte… „Ich möchte das du diese Einladung meinem alten Freund Fulkrum Alarich Gletscherherz überbringst. Dem Frosttaler.“
Lothar zog die Augenbrauen hoch und Interesse lag plötzlich in seinem Blick. Frosttaler? Er kannte natürlich den Ursun-Glauben und hatte darüber ausführlich gelesen. Ob es dort auch einen Tempel gab? Da würde er doch gerne mal beten.
Dann saß er auf und er und seine jüngere Schwester Astrid ritten durch das Torhaus von Waldburg und schlugen den Weg nach Pranke ein. Der Weg führte sie ereignislos durch den dichten Wald, vorbei an Einsiedlerhöfen und entlang des alten Hermannwalles. Als sich der Tag zum Ende neigte, kam endlich die Burg der Frosttaler in Sicht. Gänseblümchen quengelte schon die ganze Zeit rum und so war er froh, als sie endlich das Tor erreichten.