Der Himmel war ungetrübt und von klarem blau als sich die Galeere langsam durch das westliche Meer schob unter unaufhaltsamen Ruderschlägen langsam und stetig ihrem Ziel entgegen. Zur Verwirrung des Kapitäns hatte der einzige Gast auf dieser Reise darauf bestanden selber an einem der Ruder zu sitzen mit der Begründung er könne die Übung in nächster Zeit vermutlich gebrauchen. Jetzt saß er barhäubtig und mit freiem Oberkörper in der kalten Meeresluft auf einer Ruderbank und führte zusammen mit den anderen Rudern kräftige Schläge aus.
Diese Wilden waren schwer zu verstehen für zivilisierte Menschen. Der Kapitän, ein gottesfürchtiger Mann, scheute sich dieses unwirtliche Stück Land anzufahren das sie ihre Heimat nannten. Er hatte das instinktive Gefühl dort nicht willkommen zu sein. Aber der wöchentliche Transport musste gemacht werden. Fünfhundert Stein an Getreide und getrockneten Früchten, Siebenhundert Rechtschritt Feuerholz, Öl, Salz, alle Arten von Gewürzen, offenbar mochte man dort pikantes Essen. Alles verteilt auf vier Frachtgaleeren jede Woche, seit Jahren ging das so. Alles im Tausch gegen feinste Pelze, schwarzes Eisen, glasklare Saphire von erlesener Qualität und poliertes Horn von einer Größe das der Kapitän sich schwertat sich die Tiere vorzustellen von denen solche Brocken wohl kommen mochten.
Am morgen des siebten Tages erschien am Horizont das vertraute Pulsieren der Irrlichter die den Himmel über dem Eisland erleuchteten. Weiß wie frischer Schnee leuchteten die unwirtlichen Grate der scharfen Klippen in der Sonne. Der Reisegast stand an der Reling und schaute stumm in das weiße Leuchten. Einen Tag später war aus dem glitzernden Schemen ein Himmelsfüllender Riese geworden, dreihundert Schritt hohe Klippen füllten den Horizont von einem Ende zum anderen und schienen die Versuche der Seeleute zu verspotten an diesem Ort anlanden zu wollen. Bitterkalt war es geworden, die Gischt gefror auf Tauwerk und Segeln und drei Mann mit dicken Holzhämmern waren den ganzen Tag damit beschäftigt das Eis abzuschlagen damit das Schiff fahrtüchtig blieb.
Der verdammte Wilde hatte inzwischen wenigstens ein Hemd angezogen.
Gegen Mittag erreichten sie eine kleine Insel die sich nur dadurch von den Eisschollen drumherum unterschied das sie nicht zu schwanken schien. Auf dieser wartete schon der Unvermeidliche, Baris der Lotse. Noch nie hatte der Kapitän einen Menschen getroffen der so penetrant nach ranzigem Fett roch wie dieser Einheimische. Der schien in Robbenfett geradezu gebadet zu haben. Vor drei Jahren. Und seitdem nicht für nötig befunden zu haben sich mal zu waschen. Leider war seine Hilfe unerlässlich, die Eisklippen die rund um die Zufahrt zum Höhlenhafen aus dem Wasser ragten veränderten sich ständig und nur er kannte den jeweiligen freien Zugang. Die nötige Flasche schärfsten Alkohols die nötig war um ihn zu motivieren lag schon bereit, der Kapitän war froh sie loszuwerden, trinken konnte man das Zeug sowieso nicht.
Dieses mal wurden der Kapitän und seine Flasche allerdings vorerst ignoriert, Baris ging nach einem Sprung aufs Deck direkt zum einzigen Reisegast und reichte ihm den Arm zum Kriegergruß. Die beiden unterhielten sich kurz leise was völlig unnötig war, keiner an Deck verstand auch nur ein Wort dieser fremden Zunge.
Anschhließend wurde der Kapitän um seine Flasche und eine gute dicke neue Wolldecke erleichtert und Baris wies Ihm sorgfältig den Weg durch eisige Untiefen, vorbei an frostigen Klingen gerade unter der Wasseroberfläche die sein Schiff aufgeschlitzt hätten wie einen Fisch. Nach gut anderthalb Stunden anstrengender Manövrierarbeit fuhren sie endlich in das tiefblaue Wasser des Höhlenhafens ein, der scharfe Wind hörte sofort auf als sie die riesige Höhle erreichten, die groß genug war um eine kleine Flotte von Schiffen auf einmal zu beherbergen. Primitive Kaianlagen waren aus dem blanken Eis gehämmert und glatte Stege aus schimmerndem Weiß führten zu steilen Treppen die in der Höhlenwand nach oben liefen.
Die Galeeren wurden vertäut so gut sich das mit halb gefrorenen Seilen eben bewerkstelligen ließ dann begann eilig das Ausladen der Waren. Dies war der einzige Hafen in dem er seine Männer nicht antreiben musste ihre Arbeit zu tun, jeder normale Mensch war froh diese eisigen Stille und Fremdheit wieder den Rücken kehren zu können. Der Reisegast verabschiedete sich kurz mit Handschlag von Kapitän und Mannschaft und erklomm eilig die steilen Treppen um in einem Durchgang zu verschhwinden.
Kopfschüttelnd widmete der Kapitän sich wieder seiner Berufung. Wer verstand schon was diese Wilden antrieb.