Livven mochte die Musik, die gespielt wurde, auch wenn ihr Tanzpartner sie immer und immer mehr langweilte. Seine Stimme war schon lange nicht mehr als irgendein Blabla, das an ihre Ohren drang, aber keine weitere Bedeutung hatte und immer wieder erwischte sie sich dabei wie sie zu Balduins Türe sah ~die allerdings geschlossen blieb. Ob es um die Verhandlung ging? Oder warum das Kaldorwerauchimmer mit einer ganzen Armee hier angeritten gekommen war? Vielleicht aber auch um etwas ganz anderes?
„Au!“ Es war eindeutig ihre Unachtsamkeit, als ihr Tanzpartner ihr auf den Fuß stieg. Dennoch funkelte sie ihn vernichtend an, was ihm die Schamesröte ins Gesicht trieb, sah doch so ziemlich jedes Pärchen in ihre Richtung. „Ich... ich..“ stammelte er, während Livven seinen Arm um ihre Hüfte löste und ihm keinen Blickes mehr würdigte, sondern zu der Hand eines anderen Mann griff, der gerade auf der Tanzfläche stand. Dieser grinste, auch wenn die Alchemistin immer noch finster dreinsah und keinerlei Mitleid mit dem armen Tropf hatte, der verloren auf seine Füße starrte und sich sicherlich wie der letzte Trottel fühlte.
Nun etwas langsameres spielend ~und sie wusste genau wer sich dieses Lied gewünscht hatte~ murrte Livven immer noch, auch wenn der neue Tanzpartner sein Handwerk besser als diese Krake mit Holzbein verstand. Nicht ihr Stil, aber nach kurzer Zeit lag wieder ein Lachen auf ihren Lippen und ein Funkeln in ihren Augen, während sie zu dem viel größeren aufsah. Immer noch kein Hauptpreis, doch wer auf dem Meer aufgewachsen war kannte weitaus schlimmeres. Und zudem schwafelte er nicht, sondern konzentrierte sich allein aufs Tanzen ~und ein wenig darauf ihren Hintern zu tätscheln. Darüber konnte sie allerdings hinwegsehen, denn auch da war sie durchaus mehr gewohnt.
Mit seinem Vorsatz, sie nicht mit Gerede zu langweilen, hielt er es allerdings nicht sonderlich lange durch. „Ihr solltet vorsichtig damit sein, mit wem ihr Euch einlasst, Mylady.“ Er nickte auf ihre Kette, auch wenn sein Blick etwas zu lang in ihrem Dekolleté hängen blieb. „Von Bärheim ist ein Schuft, der unzählige Herzen gebrochen hat, egal was für ein edler Herr er ansonsten ist. Ein Held, sicherlich, aber auch ein Schuft.“ Er blickte ernst drein. Innerlich musste Livven lachen. Sie musste ja ziemlich hilflos ausschauen. Vielleicht kam er sich auch nur besonders heldenhaft vor. Und im ersten Moment musste sie sich wahrlich den Kommentar 'vielleicht solltet Ihr ihn vor mir warnen' verbeissen und nickte stattdessen nur leicht. „Habt Dank. Aber bei zu flinken Fingern kenne ich eine gute Heilmethode.“ Damit griff sie zu seinem Arm und zog seine Hand, die immer tiefer gewandert war, ein gutes Stück höher, während sie ihm zuzwinkerte.