Das Festbankett

  • „Kein Wort!“ Livven sah ihre Begleiter mit warnenden Blick an, als Rafael sie zurück zum Tisch gebracht hatte. Sie brauchte ihre Häme nun nicht, wo sie sich wieder auf ihren Platz setzte und zum Großteil ihren anfänglichen Hunger verloren hatte. Wegen dem was da geschehen war. Aber auch wegen dem was dort um ihren Hals lag. Die Kette mit den Fingern berührend, lehnte sie sich zu Asunder herüber, die fragend dreinblickte. „Wir müssen uns später dringend unterhalten.“ In ihren Augen lag die Ernsthaftigkeit dieser Situation und jetzt wo sie Abstand zu ihm und seinem Zucker hatte, kehrte auch wieder so etwas wie Wut zurück. Vermehrt auf sich selbst, weil sie sich wie eine liebestolle Sprotte aufgeführt hatte, aber auch auf seine Dreistigkeit. Wären sie Zuhause... Aber gleichzeitig war er auch... Und konnte ihr Herz endlich mal langsamer schlagen?!


    Nach einer Gabel greifend, stocherte sie eher in ihrem aufgetragenen Essen als dass sie es zu sich nahm, während es in ihrem Kopf arbeitete. Hinter diesem hübschen Gesicht steckte wahrhaftig mehr als nur ein paar schmeichelnde Worte. Mehr als galante Taten. Wie recht sie mit ihrer Feststellung, dass er eher ein Schurke als ein weisser Ritter sei, doch gehabt hatte. Die Frage war nur, wie gefährlich er ihrer Sache werden würde.


    Oder ob man ihn nutzen könnte.


    Wenn sie jetzt gewusst hätte, dass er ähnlich dachte, hätte sie wohl laut gelacht.


    Ein Stück Gemüse auf ihrem Teller von rechts nach links schiebend, suchte sie ihn kurz über die Menge hinweg ~erschauderte dann aufgrund der Kälte um ihren Hals und wandte sich wieder ab. Beim Tanz also. Oder einem Spaziergang. Sie war wahrlich gespannt was dann folgen würde.
    Livven leerte ihren Weinbecher und forderte direkt einen neuen, den sie ebenfalls an die Lippen führte.


    Bei allen Meergeistern, wo war sie da nur hineingeraten?

  • Worte brauchte es auch nicht. Asunders Blick genügte, um deutlich zu machen, was
    sie von der Sache hielt. Und dass das ganz ein Nachspiel haben würde. Denn auch,
    wenn Livven scheinbar einige Dinge vergaß, sie selbst tat es nicht. Doch würde
    sie sich nicht vor ihr, sondern vor höheren Instanzen verantworten.



    Asunders Augen wurden schmal, als sie von Bärheim fixierten. Lang genug,
    dass er es bemerken musste. Sie biss sich auf die Unterlippe und zog auch ihr
    zweites Bein auf den Stuhl, ohne den Adeligen aus den Augen zu lassen, so wie
    ein Raubtier das andere fixiert. Eine Löwin und ... ein Bär? Nein, sicherlich
    nicht. Eher eine Schlange, listig, giftig. Oder ein Eisfuchs. Oder ein Hai, mit
    seinen kalten, hellen Augen, der unter dem Eis lauert und Robben in den kalten
    Tod zieht. Keinen würde sie unterschätzen.


    What is your substance,
    whereof are you made
    That millions of strange shadows on you tend?
    Since
    every one hath, every one, one shade
    And you, but one, can every shadow
    lend.


    Sie schnaubte. Warum schien manchmal das einzige, was sie sich ohne
    Schwierigkeiten merken konnte, die Lieder irgendeines Skalden zu sein, die sie
    irgendwo aufgeschnappt hatte? Und warum waren sie oft so treffend?


    Als
    von Bärheim sich von seinem Platz erhob, ruhte ihre Hand instinktiv über dem
    Griff des Messers, das dem Huhn vor ihr am Tisch aus dem Rücken ragte. . ..


    Everyone's a whore
    We just sell different parts of ourselves.





    [T.Shelby -PB]

  • Der erste Gang war nun vorbei. Rafael hatte ihn schon angesprochen.
    Balduin nickte ihm zu, schaute dann zu Kaldor und erhob sich, um seinen Platz zu verlassen.
    Der Moment passte gut. Die Gäste waren alle in Gespräche vertieft.
    So verließen die drei unauffällig das Bankett und gingen in Balduins Arbeitszimmer,
    um einige Notwendigkeiten zu klären.
    Vier von Balduins zuverlässigsten Wachen folgten ihnen unauffällig.

    [align=center]Balduin vom Dunkelsee, Herold des Ankoragahnischen Imperiums,
    Gewinner des Bogenschützenturniers in Mythodea,
    mit dem Leitspruch:
    "Honni soit qui mal y pense"

  • Kaldor hatte das Essen eh kaum angerührt. Er bedeutete Shananeya noch kurz das er sich mit Rafael und Balduin zurückziehen würde. Leider musste der versprochen Tanz ausfallen. Kaldor hatte jedoch bemerkt das sich seine Frau schon um eine alternative Abendgestaltung bemüht hatte. Ein wenig beneidete er sie um die Möglichkeit sich frei von politischen Verpflichtungen in Valensdorf bewegen zu können. Nun möglicherweise würde sie ja das Eine oder Andere in Erfahrung bringen.


    Kaldor folgte Balduin in sein Arbeitszimmer. Er betrat es als letzter und schloss hinter sich sorgsam die Tür. Ob er die Wachen Balduins nicht bemerkte oder sie schlichtweg nicht beachtete war nicht ersichtlich. Er drehte sich zu Balduin und Rafael um.


    Beim Licht, was geht hier vor?" stieß er aufgebracht hervor. "Balduin, du bist mehrere Wochen verschwunden, ich sah mich derweil gezwungen die Verantwortung für Axtfels zu übernehmen und jetzt bist du auf einmal wieder da -und glaube mir ich freue mich das du am Leben bist- und ich bekomme, nein wir alle bekommen keinerlei Erklärung. Weder für dein Verschwinden, noch für dein plötzliches Wiederauftauchen."


    Kaldor war auf dem besten Wege sich in Rage zu reden.


    "Erkläre mir das bitte Balduin! Auf das wir diese unsägliche Angelegenheit hinter uns lassen können. Denn es gibt wahrlich wichtige Dinge zu besprechen aber dafür brauchen wir erst einmal klare Verhältnisse..."


    Kaldor ging während er sprach im Zimmer ruhelos auf und ab.

    "Mein Klinge, meine Treue und meine Seele gehören dem Herrn des Lichts. Möge Er sie beanspruchen; sie werden Ihm ewig dienen."



    "Der kürzeste Weg zum Mut ist bedingungslose Ignoranz"

    Edited 2 times, last by Kaldor ().

  • Rafael stand erst etwas abseits und beobachtete Kaldor Kayanee überrascht.
    Und er blickte tiefer…


    Kaldors jetzt hochkochende Wut war eigentlich tiefe Sorge. Und Rafael wusste, wie schwer ohnehin alles auf seinen Schultern lasten musste… die Abenteuer in der Spiegelwelt… das Wohlergehen von Axtfels und natürlich das des alten Freundes…
    "Verschwunden?", echote er dann leise in die plötzliche Stille. "In Bärheim kriegen wir ja offenbar wenig mit… und wir waren im Frühjahr im Vodgorod… und sind ohnehin viel auf Reisen… aber verschwunden…?"


    Verflixt… wenn er denn nur hin und wieder richtig zuhören würde, dachte Rafael über sich selbst verärgert. Hatte Balduin nicht davon gesprochen, dass er in… Finsterwalde gewesen wäre...? Um sich ein Bild zu machen…? Oder sowas? Letzeres sprach er aber nicht laut aus.
    Vielmehr dachte er versonnen daran, dass in Finsterwalde recht bezaubernde Blümchen blühten… und ein Lächeln huschte rasch über sein Gesicht…
    Dann räusperte er sich.

    "Wir haben uns doch heute hier versammelt, um über die abschließende Entscheidung über den Verbleib des Lehens Finsterwalde zu beraten", sprach er in sachlichem Ton und um ein wenig die erhitzen Gemüter zu kühlen…

  • Nachdem nun das Essen serviert wurde und alle Gäste saßen, konnte Isador das erste mal einen Blick auf die Gäste werfen.
    Er sah den Truchsess Balduin, Kaldor Kayanee und ...und ? Wer war der Herr, der jetzt mit Balduin und Kaldor in ein ein anderes Zimmer ging ?Ri ? Ra ? RA ! Da klingelte was bei Isador. Genau Rafael ... Rafael von Bärheim, verdammt wie konnte er Rafael vergessen ?
    Isador schüttelte den Kopf.
    Dann schaute er zurück zu den Tischen. Dabei fielen ihm die Ordensmeisterin der Reinigenden Flamme und ihr Gefolge auf. Etwas sagte Isador das dies hier nicht ihre "gewohnte" Umgebung war. Er konnte es ihnen nicht verübeln, ihm ging es ja nicht besser, aber es sprach für sie hier dennoch zu erscheinen.
    Ansonsten gab es nicht viel zu sehen und er fragte sich wie lange dieses Bankett wohl gehen würde. Isador seufzte.

    Für den Imperator ...... und das Reich !


    Ich will doch nur den Hof machen :orkgrinz:

  • Nun waren sie zu dritt im stillen Kämmerlein um alle wichtigen Angelegenheiten zu besprechen.
    Und ja, Kaldor hatte recht. Er war ihm eine Erklärung schuldig.


    „Kaldor, beruhige Dich! Du hast recht, ich schulde Dir beziehungsweise Euch eine Erklärung.“


    Balduin nahm Platz und bot auch den anderen beiden einen Platz an.


    „Wie Ihr vielleicht wisst, habe ich vor einigen Monaten Lornalth von Eleath in Elesgard besucht. Mein Besuch endete im Streit und ich reiste alsbald zurück nach Valensdorf. Von dem Schmerz, den der Streit hinterließ, konnte ich mich nicht so einfach befreien. Ich entschied mich über Land nach Valensdorf zurückzureisen und die Einsamkeit zu suchen. So landete ich mit dem Schiff in Nordgard und machte mich dann auf den Weg. Als mich das Gerücht traf, dass die Nyame Felicia gedenkt, allen einen Wesenstest zu unterziehen, die das Amt eines Herzogs oder ähnlichen besetzen, beschloss ich für eine Zeit verschwunden zu sein. Dafür möchte ich herzlich bei Dir entschuldigen, Kaldor.“


    Er unterbrach und schaute Kaldor aus traurigen Augen an, ehe er fortfuhr.


    „Glücklicherweise hatte ich mich entschlossen Finsterwalde einen Besuch abzustatten und fand die neuen Siedler vor, den Orden der reinigenden Flamme. Ich hatte vor der Reise nach Elesgard die Neubesiedelung bereits in die Wege geleitet und war mit dem Ergebnis überaus zufrieden. So verbrachte ich einige Wochen dort und konnte neue Kräfte sammeln, bis die Bruderschaft des Lichts unvermittelt Ansprüche auf das Lehen stellte. Das ist bekanntlich der Grund, warum wir versammelt sind.“


    So endete Balduins Geschichte und er wartete auf die Reaktion seiner Mitstreiter.




    Isador seufzte. Da sah er, wie sich die drei Männer von ihren Plätzen erhoben: : Balduin, Kaldor und Rafael.
    An Isadors Nase vorbei laufend, nickte Balduin ihm freundlich aber abwesend zu.
    Ihm fiel auf, dass sich vier Männer der Palastwache sich aus verschiedenen Richtungen bewegend, den dreien folgten.

    [align=center]Balduin vom Dunkelsee, Herold des Ankoragahnischen Imperiums,
    Gewinner des Bogenschützenturniers in Mythodea,
    mit dem Leitspruch:
    "Honni soit qui mal y pense"

  • Von all dem hatte Rafael nichts gewusst und wollte lieber nicht auf die gedrückte Stimmung Balduins eingehen… Er würde besser in einer ruhigeren Minute mit dem Freund sprechen.

    „Dann fasse ich mal den Inhalt der Verhandlung für Kaldor zusammen. Die Argumente wurden im Disput von verschiedenen Teilnehmern der beiden Lager vorgebracht. Auch die Art und Weise des Vortrages war zum Teil… ähm… recht speziell.“, erläuterte Rafael vorsichtig. Dann schilderte er im Einzelnen die Darlegungen, Beweisführungen und Rechtfertigungen der beiden konkurrierenden Orden und den Sachverhalt im Allgemeinen.


    Da sich Rafael nach der Verhandlung das Protokoll nochmal hat vorlesen lassen, konnte er alles recht neutral wiedergeben.
    Nachdem Kaldor alles lang und breit veranschaulicht worden war… warf dieser nachdenklich die Stirn in Falten…

  • Livven schob ihren Teller mit kaum angerührtem Essen beiseite. Egal war wie gut die Dorade aussah und roch, die sie vorher noch so angehimmelt hatte. Egal, dass sie sich auf Asunders Zimmer noch darüber beschwert hatte, dass diese so lange brauchte, wo die Alchemistin doch fast vor Hunger verging. Und das, wo sie eigentlich gerne aß. Und ganz besonders Fisch, den man im Finsterwald wahrlich nicht jeden Tag auf den Tisch bekam. Verdammte Rindviecher und Schweine... Und wieso hatten sie gerade ein Lehen gekommen, dass zu allen Seiten hin unglaublich weit vom Meer, oder von ihr aus auch einem Fluss, entfernt war?


    Sie seufzte und wandte sich von ihrem Essen ab und wieder Asunder zu, die ähnlich einer Katze, auf der Jagd schien. Dabei war sie keines dieser süßen Katzenkinder, die witzig mit ihrem Hintern wackelten, sobald sie eine Maus sahen. Und auch nicht wie der dicke Kater, der heute Nacht in Livvens Bett geschlafen hatte, der sicherlich nur noch Mäuse fing, wenn diese keine Beine mehr hatten. Nein, Asunder war ein Löwe und der Blick in ihren Augen verriet, dass, wenn sie Beute schlagen würde, dies schnell und tödlich verlaufen wurde. Und es war ein leichtes auszumachen, wen sie in einem Sprung erlegen würde. Das dieser Jemand ihr dann auch noch den Rücken zukehrte, als er den Raum zusammen mit Balduin und Kaldorwerauchimmer verlassen wollte, machte die Situation nicht gerade besser.


    Vorsichtig eine Hand ausstreckend, und dabei Asunders Augen nicht unbeobachtet lassend, schob die Jüngere das Hühnchen samt Messer zur Seite, bevor die Ordensmeisterin wirklich ihre Jagd eröffnete. „Ich kümmer mich um ihn. Aber nicht hier und nicht so.“ Ihr ein Lächeln schenkend, war das Messer vorerst aus Asunders Reichweite verschwunden. Auch wenn diese nicht wirklich ein Messer brauchte...


    Sich räuspernd, lehnte Livven sich auf ihrem Stuhl ein wenig entspannter ~solange man mit dem Halsband wirklich entspannen konnte~ zurück. Die Türe zu Balduins Privatgemächern schloss sich und auch wenn die Stimmung im Saal nicht schlecht gewesen war, so schien es doch, als würde der ganze Raum durchatmen. Und vielleicht tat auch sie es, wo Rafaels graue Augen sie nicht mehr über die vielen Gäste hinweg beobachteten. Ein Schaudern lief über ihren Rücken.


    Grau wie das unruhige Meer, dass sie so liebte.


    Livven biss sich auf die Unterlippe und war sich klar, dass sie etwas Ablenkung brauchte. Genauso wie Asunder. Und so winkte sie einen der Diener herbei und ließ sich ihre Becher wieder auffüllen, bevor sie sich erhob und den Barden, die bisher nur seichte Musik ohne viel Gesang zum besten gegeben hatten, zurief, dass dies hier doch kein Begräbnis sein und man sich etwas unterhaltsameres wünschte. Eine Aufforderung, der man erst nachkam, als man sich noch einmal vergewissert hatte, dass Balduins Türen auch wirklich geschlossen blieben.


    Die Alchemistin grinste Asunder breit an. „Außerdem gibt es eine Zeit für die Jagd und eine Zeit zum Feiern. Und letztere ist definitiv jetzt!“ Zudem vergaß man einen Mann eh immer am besten mit einem anderen. Und so wartete sie die Worte ihrer Gefährtin nicht mal ab, sondern verschwand augenblicklich in die Menge der Menschen, die sich nach dem Essen ebenfalls erhoben hatten und sich die Füße vertreten wollten. Livven hingegen hatte allerdings etwas ganz anderes vor und griff nach der Hand des nächsten jungen Mannes, der gar nicht wusste wie ihm geschah, als sie ihn in die Mitte des Raumes zog. Er war nichts besonderes, aber auch nicht häßlich. Zum tanzen alle Male ausreichend, auch wenn er sich hölzernd bewegte wie die Galionsfigur eines Schiffes. Doch es reichte um auch andere Paare auf die Tanzfläche zu bekommen, während die Stimmung minütlich ausgelassener und die Rufe nach Wein lauter wurden. Und auch ihr Tanzpartner taute immer weiter auf, strahlte sie aus großen, naiven Augen an, bevor er zu plappern begann. Belangloses Zeug bei dem sein Name fiel und der Grund warum er hier war. Uninteressant in ihren Augen, dennoch lächelte sie ihn hell an und genoss die Abwechslung. Einmal nicht an die Karten denken. Nicht an die Fessel um ihren Hals. Und nicht an...

  • Kaldor schmerzte es sehr Balduin so betroffen zu sehen, aber dennoch...


    "In Ordnung Balduin, ich sehe es macht dir zu schaffen. Lass uns später darüber sprechen - aber sprechen müssen wir..."


    Kaldor hatte das Gefühl, das nicht die rechte Zeit noch der Ort war um das Thema abschließend zu klären. Vielleicht später und unter vier Augen - ja, dass wäre sicherlich angemessener für seinen Freund.


    Aufmerksam hörte er Rafaels Ausführungen zu. Anschließend runzelte er die Stirn.


    Ich habe zwei Fragen! Gibt es etwas das für die Entlastung der Lichtbrüder angeführt werden kann? Hätte das Imperium sie zum Beispiel bei der Verteidigung ihres Lehens besser unterstützen müssen? Und wer sind diese Anderen, dieser "Paladin-Orden"? Woher kommen sie und was spricht für sie als neue Lehensnehmer von Finsterwalde?

    "Mein Klinge, meine Treue und meine Seele gehören dem Herrn des Lichts. Möge Er sie beanspruchen; sie werden Ihm ewig dienen."



    "Der kürzeste Weg zum Mut ist bedingungslose Ignoranz"

  • Rafael schaute zum Truchsess hinüber.
    Er hatte ja einige Zeit in Finsterwalde verbracht und konnte aus erster Hand berichten. Natürlich hatte sich der Herr Bärheim auch erkundigt, da er zugegebenermaßen zuvor auch noch nichts über diesen Orden der reinigenden Flamme gehört hatte… Und… er misstraute generell erstmal allem Fremden…


    Und die Lichtbrüder? Rafael war gespannt, was Balduin sagen würde...

  • Balduin war froh über Kaldors Verständnis.
    War da nicht noch etwas, was Kaldor eigentlich sagen wollte oder hatte er sich verhört.
    Nun gut, wenn Kaldor sich entschied, das Thema nicht jetzt anzusprechen, hatte er sicher seine Gründe.



    Kaldor, du führst gute Fragen ins Feld, über die ich mir schon seit vielen Wochen den Kopf zerbreche.


    Die Bruderschaft des Lichts besteht aus guten Männern, die ich nicht missen will, um es vorweg zu nehmen.
    Trotzdem ist es ihnen nicht gelungen Finsterwalde langfristig zu sichern und Axtfels vor Bedrohungen aus dem Grenzwald zu schützen.
    Man kann zwar argumentieren, dass sie Hilfe des Imperiums hätten bekommen müssen,
    aber wo kommen wir dann hin, wenn ich mich nicht blind auf unsere Vasallem verlassen kann.


    Er machte eine Pause, überlegte einen Moment und kramte dann ein Papier hervor.
    Den Brief schlug er auf und fasste dann kurz für die anderen zusammen.



    Da fällt mir gerade noch etwas ein.
    Talan war kurz bevor ich wiederkam kurz hier und hinterließ einen Brief für mich.
    Sein Vorschlag sieht vor, dass wir beide Lehensnehmer in Finsterwalde leben lassen.
    Talan möchte beide Parteien gerne gestraft sehen.
    Davon möchte ich jedoch Abstand nehmen, weil uns dann wahrscheinlich ein blutiges Ende in Finsterwalde drohen würde.


    Nun, Du hast auch nach dem Orden der reinigenden Flamme gefragt, zurecht.
    Sie kommen aus dem Norden von Frosttal, soweit ich weiß. Sie kämpften dort gegen die Dunkelheit und manch einer von ihnen beherrscht Magie.
    Mit ihrem Glauben habe ich mich nicht so intensiv beschäftigt, sie scheinen aber Ursun und die Muttergottheit anzubeten.
    Nur mit den Elementen scheinen sie auch wenig am Hut zu haben.
    Besonders ist, dass es keine Stände gibt. Sinnvollerweise bewerten sie ihre Mitglieder nach Wissen und Talenten.
    Na ja, jedenfalls hat der Orden vor ein paar Jahren Schiffbruch erlitten und wir haben uns auf Mithraspera getroffen und von da keimte der Gedanke in mir,
    Finsterwalde in neue Hände zu legen.


    Soweit die Fakten. Habt Ihr weitere Fragen? Sonst würde ich Euch meinen Vorschlag zur Lösung des Problems präsentieren.


    Unruhig wartete er auf die Reaktion der beiden Ritter.

    [align=center]Balduin vom Dunkelsee, Herold des Ankoragahnischen Imperiums,
    Gewinner des Bogenschützenturniers in Mythodea,
    mit dem Leitspruch:
    "Honni soit qui mal y pense"

  • Kaldor muste urplötzlich vehement husten. "Paladine des Ursun?" *HUST* Aus dem Frosttal??" *HUST-HUST-HUST* "MAGIE??? *Hust-Röchel-Krächz* "Entschuldigt, ich hatte das wohl etwas im Halse."


    Kaldor räusperte sich lautstark. "Sehr ...ungewöhnlich würde ich sagen." Das würde er sich einmal näher ansehen müssen...


    "Nun gut, ich kenne diesen Orden nicht und kann daher nichts zu ihren Gunsten sagen. Was die Bruderschaft angeht, nun sie sind offensichtlich zu großen Teilen schlichtweg von einer Art Wahn umgeben. Sie kämpfen wie die Berserker, oft mit recht wenig Sinn oder aber zumindest wenig Verstand wie mir scheint, aber sie tun es auf unserer Seite. Ich denke wir tun gut daran sie bei uns zu behalten, aber man sollte sie nicht unbeobachtet lassen."


    "Im Übrigen hat das Imperium nach meinem Verständnis sehr wohl eine gewisse Verpflichtung auf Lehensprotektion ihrer Vasallen! Sicherlich müssen die Lehensnehmer Kämpfer stellen und auch ihr Lehen verteidigen. Hier gälte es aber zu ergründen ob die Lichtbrüder die Möglichkeit gehabt hätten ihr Lehen auf sich gestellt zu halten oder gegebenenfalls zurückzuerobern..."

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  • Hätte Livven gewusst was dort gerade in Balduins Gemächern gewaltig schief ging, sie hätte ihren Tanzpartner augenblicklich stehen gelassen. Sie mochte den Finsterwald noch nicht besonders, doch dem Orden und Asunder war es wichtig dort zu wirken. Aufgaben eben. Und der Kampf gegen das Chaos war wichtig, dass wusste auch sie.
    Doch manchmal wurde man eben abgelenkt und auch wenn es nicht die richtigen Augen waren, in die sie nun gerade sah, so merkte sie nichts von dem, was gerade über ihre Köpfe hinweg entschieden wurde und ließ sich von dem jungen Mann, der immer noch seine Lebensgeschichte zum besten gab, über die Tanzfläche wirbeln. Und auch wenn sie nicht viel auf ihn gab, so amüsierte es sie durchaus, wo auch die Musik immer schmissiger wurde und hier und da die ersten Menschen anfingen auf Tische und Bänke zu klopfen, während man das gespielte Lied mitsang.


    Livven kannte es nicht, doch der Rhythmus gefiel ihr, während ihr Partner einen Arm um ihre Hüfte legte und sie näher zu sich zog. Nun, er wurde mutiger, was sie mochte. Wenn er doch nur aufhören würde so viel zu erzählen. Hieß es sonst nicht, dass Frauen geschwätzig waren? Und wieso leuchteten seine Wangen so rosig?


    Ihr Blick ging zu Asunder hinüber, die immer noch an ihrem Platz saß und nicht danach aussah, als würde sie sich von dort wegbewegen, um etwas Spaß zu haben. So war sie eben. Nicht das sie jemand war, der nicht wusste wie man Spaß hatte, ganz im Gegenteil, nur wenn sie sich in etwas verbissen hatte... Livven seufzte leise in sich hinein, konzentrierte sich wieder auf ihren Tanzpartner, der immer noch nicht seinen Mund hielt. Nein, nun prahlte er sogar mit seiner Herkunft. Wer sein Vater doch war, was seine Mutter alles tat und was er einmal erben würde. Hätte sie es augenblicklich gekonnt, sie hätte gegähnt. Denn es gab doch wahrlich nichts langweiligeres als Adelige...

  • Auf Kaldors Hustattacke reagierte Balduin nicht.
    Er nahm Kaldors Bedenken ernst und dachte darüber nach.
    Schließlich antwortete.


    Nun Kaldor, ich verstehe Deine nicht geäußerten Bedenken.
    Allerdings ist mir lieber, das Lehen ist vergeben und kann sich und Axtfels verteidigen, als wenn es herrenlos ist.
    Was die Bruderschaft betrifft, gebe ich Dir vollkommen recht. Besser sie kämpfen auf unserer Seite. Wahn hin oder her.
    Die Vasallen leisten ihren Beitrag an das Herzogtum und bekommen Schutz, wenn Sie dessen bedürfen.
    Mich hat jedoch kein Hilferuf erreicht. Keiner in den letzten Jahren.
    Versteh mich nicht falsch, Kaldor. Die Bruderschaft war in den letzten Jahren nicht präsent.
    Wir können uns so etwas in der aktuellen Lage nicht leisten.
    Ich bin aber gewillt ihnen eine zweite Chance zu geben.

    [align=center]Balduin vom Dunkelsee, Herold des Ankoragahnischen Imperiums,
    Gewinner des Bogenschützenturniers in Mythodea,
    mit dem Leitspruch:
    "Honni soit qui mal y pense"

  • Rafael war irgendwie nicht bei der Sache.
    Er lauschte der Musik, die aus dem Saal dran, wo offenbar schon der Tanz eröffnet worden war und träumte vor sich hin…
    https://www.youtube.com/watch?v=h1DDndY0FLI


    Irgendwas hatte Balduin gerade gesagt. Dann bemerkte Bärheim, dass es im Raum still geworden war. Beide Freunde starrten ihn an…
    Rafael grinste verlegen. "Ähm, wenn ich vielleicht noch mit einigen Informationen und Ergänzungen aushelfen darf?", meinte er dann wieder möglichst sachlich. "In Sachen Reinigende Flamme?"


    "Wie ich schon angedeutet hatte, habe ich mich selber mal etwas umgehört… in Bezug auf diesen neuen Orden. Es scheint so zu sein, dass er vor gut zwei Jahre aufgetaucht ist. Offenbar haben Asunder Eisenwinter und Gefolge Schiffbruch erlitten und sich dann nach Mitrasphera durchgeschlagen, wo sie sich im Kampf gegen das Chaos einen guten Namen gemacht haben. Immerhin. Dies ist auch angeblich einer Gründe, warum sie überhaupt Interesse daran hatten, Finsterwalde zu befreien.", meinte Rafael kundig.


    "Und…", fügte er hinzu, "sie sind nicht aus Frosttal. Natürlich nicht. Ihre Heimat heißt vorgeblich Thingvellir, ist allerdings auch irgendwo da oben im ewigen Eis. Der Orden selbst… äh… wie soll ich sagen, Kaldor… achtet nicht das Ständesystem, sondern wählt seine Mitglieder nach Gesinnung und Talenten. Völlig abwegig, ich weiß..", erklärte Rafael kopfschüttelnd. "Aber so heißt es… Und es heißt auch, dass sie bei der Befriedung von Finsterwalde gute Arbeit geleistet hätten und sie Ansehen in der Bevölkerung genießen."


    "Ja, tatsächlich eine unbekannte Größe in diesem Spiel der Lehen… aber keine schlechte!", ergänzte Rafael anerkennend. "Und sie haben sich dem Feind gestellt. Freiwillig. Ohne Zaudern. Dies fordert meinen größten Respekt!"
    "Den Brüdern des Lichtes dagegen… eine zweite Chance einzuräumen ist eine wahrlich weise Überlegung, mein Truchsess", sprach Rafael und nickte Balduin beipflichtend zu. "Allerdings müsste überlegt werden wie und in welcher Art dies geschehen könnte… unter Berücksichtigung der neu geschaffenen Tatsachen natürlich. Vielleicht auch unter Berücksichtigung der jüngsten Entwicklungen im Imperium…", überlegte Rafael nachdenklich und sah zu Kaldor hinüber.

  • Manchmal fragte Asunder sich wirklich, welche Teufelei sie hierher verschlagen und was sie verbrochen hatte, all das ertragen zu müssen. Mit einem, durch die Musik glücklicher Weise nicht allzu laut vernehmbaren „Klong“, ließ sie ihren Kopf auf die Tischplatte neben ihrem unangetasteten Essen fallen und seufzte.


    In diesen Landen liefen die Dinge einfach viel zu anders. Und dass Livven sich so problemlos einfügte, als ginge es darum, eine Einbürgerung zu gewinnen, macht es nicht besser. Sicher, das Lehen war wichtig für sie – natürlich, denn es war ein Stützpunkt in einer Welt, die ihnen noch neu und fremd war, und neue Standpunkte brachten neue Möglichkeiten, für die Zukunft zu agieren. Aber auch, weil sie sich in der Verantwortung sah. Chaos war Chaos, egal ob hier, oder in der Heimat. Es war eine Krankheit, die sich ausbreitete. Und sie saß hier und wartete . . .


    Sie wandte den Kopf zur Seite und pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Ihr Bruder hätte sich köstlich amüsiert. Mit einem erneuten Seufzen setzte sie sich wieder auf, streckte sich und schüttelte den Moment der Wut und Resignation ab. Vielleicht behielt Livven Recht und der Bärheimer bot neue Perspektiven. Und eigentlich wusste sie auch, dass Liv die Dinge nicht auf die leichte Schulter nahm. Und verdammt, sie sollte endlich lernen, sich nicht so leicht aus der Fassung bringen zu lassen! Aber vor alten Schwächen – und alter Paranoia – war auch sie nicht gefeit.


    Und da Herr von Bärheim den Raum ohne das Tranchiermesser im Rücken verlassen hatte, und dass, obwohl er einem von ihren Freunden näher gekommen war, als sie es zulassen würde, geschweige denn, was für Absichten er damit verfolgte, hatte
    sie sich doch eigentlich gut im Griff. Oder . . .?


    Und neben der Zeit zu jagen und Zeit zu feiern war so oder so immer die Zeit mit den Knochen zu Spielen, die das Schicksal ihr hinwarf und zu schauen, wie viele davon im Endeffekt brachen.


    Sie erhob sich von ihrem Platz, bedeutete ihren Gefährten mit knappen Gesten die Augen offen zu halten und durchquerte den Saal, um, mit einem kurzen Zwischenstopp bei den Spielleuten und ein paar gewechselten Münzen, letztlich auf den jungen Wachmann zuzuhalten, der zuvor die Sturmfalken an der Tür aufgehalten hatte.


    „Verzeiht, junger Herr“, begann sie und schenkte Isador ein freundliches Lächeln, „Ich möchte euch nicht in Eurem Dienst stören, doch hätte ich, wenn Eure Zeit es zulässt, eine Bitte an Euch.“ Mit einem Kopfnicken deutete sie auf den Jungen der Bruderschaft, der den Saal noch immer nicht verlassen hatte. „Dieser junge Mann dort, der Lord Kaldor Kayanee gerade so . . . unvermittelt ansprach, gehört zur Bruderschaft des Lichts. Zu eben jenen Brüdern, die man in den letzten Tagen für Morddrohungen und Schlimmerem festsetzte. Die, die Entscheidungen Truchsesses in Frage stellten, dem Herrn von Bärheim zu später Stunde in einer Hafentaverne und später auf dem Heimweg auflauerten und sich nun offen, provokativ und unangemessen einem Lordritter und Reichsverweser nähern, als wären sie die Herren dieses Hauses und Herr Kayanee ihnen etwas schuldig.


    Ich bin nicht vertraut mit den Gepflogenheiten Eures Landes – zumindest nicht so vertraut, wie ich es gern wäre – aber ich weiß, was nur eine verborgene Klinge hier anrichten könnte. Und ich denke, das wisst Ihr auch. Und wisst ebenso, wie in solch einer Situation am besten zu verfahren ist, gerade, wo die hohen Herren so beschäftigt und von anderen Sorgen abgelenkt sind.


    Da ich selbst nicht eingreifen kann, wie ihr sicherlich versteht, bitte ich Euch nur um Eure besondere Aufmerksamkeit. Und seid gewiss, es soll weder Eure Pflichten und Privilegien überschreiten, noch Euer Schaden sein. .“


    Ich verstehe auch, dass schwerere Aufgaben zusätzlicher Besoldung bedürfen. Ob das bei Euch so üblich ist, weiß ich
    nicht, doch hier berufe ich mich auf die Gebräuchlichkeiten meiner Heimat. Daher sagt, was ich Euch für offene Augen und Eure Ehrlichkeit, schulden würde."


    Sie wartete auf seine Antwort, während die Barden mittlerweile ihrem Wunsch nachgekommen waren, was ihr Lächeln gleich noch ein wenig breiter werden ließ.


    Everyone's a whore
    We just sell different parts of ourselves.





    [T.Shelby -PB]

  • Als Rafael den kritischen Blick des Sturmfalken bemerkte, der jetzt langsam die Augenbrauen hochzog, mußte er schmunzeln.


    "Vielleicht noch ein Wort zum Glauben dieses Ordens, ja? Wie Balduin schon erwähnte hat, sind ihnen die Elemente Mythodeas recht egal, auch wenn sie aus einer Religion zu kommen scheinen, in der es als zwei Konstanten Vater und Mutter gibt. Wie diese letztlich genannt werden...also je nach Herkunft und Glauben des jeweiligen Ordensmitglieds, scheint diesem Orden gleichgültig, so lange den beiden Aspekten Respekt gezollt wird. Übrigens gar nicht so unähnlich dem vodgodischen Glauben... dass nur so am Rande.", meinte Rafael und goss sich jetzt doch einen Becher Wein ein. "So erzählt man jedenfalls."


    "Da fällt mir noch etwas ein...", überlegte Rafael. "Der Phönixvogel, und dementsprechend die helle Flamme, sind wohl irgendwie das Ordenssymbol. Ich meine mich zu erinnern, auch so ein Banner gesehen zu haben, als sie in den Palast einritten. Ihr Auftreten gegen das Chaos ist jedenfalls kompromisslos... so wird aus Finsterwalde berichtet... und sie scheinen mit Feuer die Seelen zu reinigen und zu retten, wobei sie allerdings ihre Feinde enthaupten", ergänzte Bärheim und nahm noch einen Schluck.


    "Dieser Ordensmeisterin Eisenwinter muss man zugute halten, dass sie sich jede Menge Beleidigungen von den Brüdern des Lichtes und insbesondere von Reichsritter Maghnus hat anhören müssen... ohne aus der Haut zu fahren.", lachte Rafael jetzt. "Aber so ist das mit der lieben Diplomatie... Das einzige, was etwas... merkwüdig ist, wäre, dass es diesen Orden erst so kurz zu geben scheint. Aber... irgendwann hat vielleicht alles seinen Anfang."

  • Isador hörte Asunder aufmerksam zu.


    " Vielen dank für diese Information verehrte Ordensmeisterin. Ich kann ihn zwar nicht so einfach entfernen lassen, werde aber die übrigen Wachen ebenfalls darüber informieren und ihnen sagen das sie auf den Lichtbruder ein Auge werfen sollen.
    Ihr schuldet mir nichts verehrte Ordensmeisterin, denn es ist ja hier meine Aufgabe die Gäste zu schützen. Und wenn ihr mir eine ,für diese Aufgabe, hilfreiche Information liefert kann ich mich dafür nur bei euch bedanken."



    Für den Imperator ...... und das Reich !


    Ich will doch nur den Hof machen :orkgrinz:

  • Asunder neigte den Kopf auf die Seite und musterte den Soldaten aufmerksam. „Ich habe Euch zu danken“, erwiderte sie schließlich, „Wegen mir kann dieser Lichtbruder sich rumtreiben, wo er will, so lange jemand danach schaut, dass er keine Dummheiten macht. Und ich denke, da ist auf Euch Verlass. Und“, fuhr sie in ernstem Tonfall fort, „Nennt mich Asunder, bitte. Ordensmeisterin ist ein Titel, nicht mehr, und schon gar nicht mein Name. Vielleicht lasst Ihr mich beizeiten den Euren erfahren. Denn auch, wenn Ihr es anderes sehen mögt, ist Eure Hilfe sicherlich keine Selbstverständlichkeit. Die Bruderschaft scheint mir gefährlicher, als viele annehmen, und verbirgt dies hinter der Verkleidung von Bettlern, Märtyrern und Bittstellern – und doch waren sie lange treue und vor allem starke Vasallen dieses Landes, wie man hört. Es ist ein schmaler Grat zwischen Vertrauen aus Gewohnheit und Misstrauen aufgrund dessen, was geschah . . .“


    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und hob die Schultern.


    „ – zumal kaum jemand weiß, was wirklich in Finsterwalde passierte, als sie plötzlich Hals über Kopf verschwanden. Antworten auf die Frage darauf gaben sie jedenfalls nicht einmal vor Truchsess und Reichsrittern. . .
    Und gerade nach dem, was alles während und nach der Verhandlung geschah, bitte ich Euch um Vorsicht. Ich habe die Befürchtung, dass die Bruderschaft des Lichts viel von ihrer Ritterlichkeit eingebüßt haben könnte. Und“, schloss sie letzten Endes, wobei ihr Lächeln auf ihre Züge zurückkehrte, „Ich schulde Euch etwas.“


    Damit wandte sie sich um und kehrte zu ihrem Platz zurück, wo sie sich ihren Becher griff und zu einem Platz an einem der Fenster zurückzog, von dem aus sie das Geschehen gut überblicken konnte – und wartete.


    Everyone's a whore
    We just sell different parts of ourselves.





    [T.Shelby -PB]